Raketen-Abtausch

USA: Israel hat "jedes Recht" auf Selbstverteidigung

Eine Rakete des israelischen Abwehrsystems "Iron Dome" steigt nahe der südisraelischen Stadt Sderot auf, um eine palästinensische Rakete abzufangen.
Eine Rakete des israelischen Abwehrsystems "Iron Dome" steigt nahe der südisraelischen Stadt Sderot auf, um eine palästinensische Rakete abzufangen.APA/AFP/MENAHEM KAHANA
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Militante Palästinenser haben der israelischen Armee zufolge seit Dienstagmorgen mehr als 220 Raketen auf Israel abgefeuert. Premier Netanjahu droht mit weiteren Angriffen.

Einen Tag nach der gezielten Tötung eines Anführers der Palästinensermiliz Islamischer Jihad im Gazastreifen durch die israelische Armee haben militante Palästinenser erneut Raketen auf Israel abgefeuert. Die israelische Armee reagierte am Mittwoch mit Vergeltungsangriffen.

Israel fliegt Luftangriffe auf Ziele der Extremistengruppe im Gazastreifen. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden dabei bereits mehrere Menschen getötet. Die Zahl der Toten seit Beginn der Eskalation am Dienstag erhöhte sich auf 22.

Die US-Regierung hat angesichts des Raketenbeschusses durch die militante Palästinenserorganisation Islamischer Jihad das Vorgehen Israels im Gazastreifen verteidigt. "Israel hat jedes Recht, sich und seine Bürger zu verteidigen", erklärte die Sprecherin des Außenministeriums, Morgan Ortagus, am Mittwoch auf Twitter.

Netanjahu „ohne Gnade"

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte dem Islamischen Jihad mit weiteren Angriffen, sollte die Miliz ihre Attacken nicht einstellen. Israel werde "ohne Gnade" auf die Angriffe aus dem Gazastreifen reagieren. "Sie haben die Wahl", sagte der Regierungschef mit Blick auf den Islamischen Jihad, der nach der regierenden Hamas die zweitmächtigste Miliz im Gazastreifen ist.

In mehreren israelischen Städten in Grenznähe zum Gazastreifen war am Morgen Raketenalarm zu hören. Eine Rakete schlug in unmittelbarer Nähe der Autobahn im südisraelischen Gan Jawne ein. Öffentliche Einrichtungen im Umkreis von 40 Kilometern zum Gazastreifen blieben geschlossen. Viele Israelis suchten Schutzräume auf.

Durch die israelischen Angriffe wurden mehrere Kämpfer des Islamischen Jihad getötet, wie die Miliz mitteilte. Israels Armee erklärte, sie habe eine Reihe von Zielen des Islamischen Jihad attackiert, darunter auch eine Raketenabschussbasis. Schulen im Gazastreifen blieben auch am Mittwoch geschlossen.

UN-Gesandte auf dem Weg zu Verhandlungen

Wie die Nachrichtenagentur AFP erfuhr, war der UN-Gesandte Nickolay Mladenov auf dem Weg zu Gesprächen über eine Beilegung des Konflikts nach Kairo. Der Sprecher des Islamischen Jihad, Musab Al-Barayem, erklärte jedoch, die Miliz habe kein Interesse an einer diplomatischen Vermittlung, da sie mit den Angriffen auf die Tötung eines ihrer Anführer reagiere.

Am Dienstagmorgen waren der prominente Miliz-Anführer Baha Abu Al-Ata und seine Frau Asma bei einem Angriff der israelischen Armee im Gazastreifen getötet worden. Israel machte Ata für Raketenangriffe auf Israel in den vergangenen Monaten verantwortlich und erklärte, der 41-Jährige habe weitere Anschläge "gegen israelische Zivilisten und Soldaten" geplant. Sowohl der Islamische Jihad als auch die mit ihm verbündete regierende Hamas kündigten nach dem Angriff Vergeltung an.

Seither wurden nach israelischen Armeeangaben mindestens 250 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. 90 Prozent davon wurden demnach vom israelischen Luftabwehrsystem abgefangen. Auf israelischer Seite gab es keine Toten. 48 Menschen wurden mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, auch Wohnhäuser wurden beschädigt. In zahlreichen israelischen Städten stand am Dienstag das öffentliche Leben still, sogar in der 70 Kilometer vom Gazastreifen entfernten Küstenmetropole Tel Aviv blieben Schulen und Universitäten geschlossen.

Hamas bewusst nicht Ziel der Angriffe

Israel sei erstmals seit Jahren von dem "felsenfesten Prinzip" abgewichen, dass die Hamas für alles verantwortlich gemacht werden müsse, was im Gazastreifen geschehe, bemerkte der Kommentator Ben Caspit von der Tageszeitung "Maariv". Bei den Militäreinsätzen seit Dienstag habe es eine klare Unterscheidung zwischen der Hamas und dem Islamischen Jihad gegeben.

Beobachter werteten dies auch als Versuch der israelischen Regierung, eine größere Eskalation zu vermeiden. Seit die Hamas 2007 die Kontrolle im Gazastreifen übernahm, gab es bereits drei kriegerische Auseinandersetzungen zwischen der radikalislamischen Miliz und Israel.

Die jüngste Gewalt vollzieht sich vor dem Hintergrund einer verfahrenen politischen Situation in Israel. Weil es Netanyahu nach der Parlamentswahl im September nicht gelang, eine stabile Regierung zu bilden, beauftragte Präsident Reuven Rivlin Ende Oktober seinen Rivalen Benny Gantz mit der Regierungsbildung.

(APA/dpa/AFP)

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