Jazz

Herbie Hancock: Funky wie einst in „Miami Vice“

Der Jazzsuperstar brachte Leben in die Wiener Stadthalle. Jazz, Fusion, Funk und Popballade, von allem gab es genug.

„Mögt ihr den?“, quittierte Herbie Hancock souverän die lautstarken Pöbeleien eines Zusehers, der sich aufpudelte, weil er konservativen Sechzigerjahrejazz hören wollte und sich von den delikaten Fusionstücken zu Beginn offenbar provoziert fühlte. Dabei sind diese gefährlich simmernden Sounds, wie sie etwa das Stück „Butterfly“ prägen, selbst schon beinah fünfzig Jahre alt. Herbie Hancock, der durch das Feuer vieler Stile gegangen ist, hatte aber an diesem Abend auch Neues im Gepäck. Aus seiner hochkarätigen All-Star-Band u. a. mit Bassist James Genus und mit Gitarrist Lionel Loueke ragte eine junge Dame heraus: die Flötistin und Sängerin Elena Pinderhughes, die auch eigene Kompositionen wie die einnehmende Ballade „Roses“ beisteuerte und erstaunlich relaxt mit den viel erfahreneren Kollegen in Hancocks Band spielte.

Überhaupt schien Entspanntheit an diesem Abend die Devise gewesen zu sein. Trotz eifriger Produktion von schrägen Tönen galt es die Fehler der Siebzigerjahrefusion, die zu viel pro Zeiteinheit wollte, zu vermeiden. Das glückte vorzüglich, etwa mit dem funky „Actual Proof“. Mit einer aufgefrischten Version von „Cantaloupe Island“ bekam sogar der Störenfried einen Happen zugeworfen. Und als ob er diesen häkeln wollte, beendete Hancock den Akustikpianoklassiker mit fiepsigen Keyboardklängen. Das Highlight kam als Zugabe. „Chameleon“ ist so etwas wie ein Evergreen des Funk. Die Band produzierte gefährlich dampfende Sounds, in die Hancock, frohgemut mit tragbarem Keyboard (Keytar) durchs Auditorium tänzelnd, einstimmte. Gerade so wie einst in der Krimiserie „Miami Vice“, in der Hancock in den frühen Achtzigern einen Cameo-Auftritt absolviert hat. Einfach famos!

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