Roomba S9+ im Test

Staubsauger-Rallye durch das Wohnzimmer

(c) iRobot
  • Drucken

Ein Haushaltsgerät ohne smarte Funktionen ist nicht en vogue. Hersteller wollen, dass man mit ihren Geräten spricht.  „Die Presse“ hat das getan und dabei auch die primäre Funktion des Roomba S9+ von iRobot getestet.

Seit dem letzten Staubsaugerroboter-Test ist einige Zeit vergangen. Der Dyson Eye 360 hat in der Branche Staub aufgewirbelt, in den eigenen vier Wänden aber Chaos gestiftet. Aber nun ist es an der Zeit gewesen, einem neuen Mini-Roboter das Feld zu überlassen. Der Hersteller iRobot konnte mit einigen Versionen bereits überzeugen. "Die Presse" hat nun das aktuelle Spitzenmodell Roomba i9+ getestet.

Der kleine Kraftprotz hat eine Ladestation, inklusive Auffangbehälter und Absaugautomatik. Für die Station will das Gerät einen frei zugänglichen Platz mit einer Breite von knapp 1,5 Metern. Bekommen hat er im Testbetrieb 90 Zentimeter. Die Nische im Wohnzimmer war prädestiniert für den Staubsauger und die Testbedingungen dürfen gerne mal verschärft werden.

(c) iRobot

Apropos Testbedingungen. "Roboti", wie er von der Testerin in der App benannt wurde, hat auf einer Fläche von 50 Quadratmetern mehrere Hindernisse und Herausforderungen zu meistern. Ein 15 Quadratmeter großer Perserteppich mit typischen Fransen (Gefahr für Stecken bleiben), eine offene Küche mit Sesselleisten und einem Heizkörper, sowie einer erhöhten Eckbank (Gefahr des Verirrens). Und als größte Herausforderung, ein Treppenabsatz. Das Spielfeld ist also abgesteckt.

(c) iRobot

Das Einrichten geht schnell. Die Station am Strom anschließen und voll aufladen. Die Auffangstation wird noch mit einem Einwegbeutel gefüllt. In der heutigen Zeit mit den Zyklon-Technologien ist es ungewöhnlich. Außerdem sind die Preise jenseitig. Für drei Beutel im Puppenhausformat werden satte 20 Euro fällig. Ein kompakter Kunststoffbehälter wäre wieder verwendbar. iRobot argumentiert hingegen, dass von den Beuteln Allergiker profitieren, weil sie mit dem Staub überhaupt nicht in Berührung kommen.

Während des Aufladens des Roboters kann die App installiert werden. Das Einrichten funktionierte schnell und problemlos, beim zweiten Versuch. Bei der erstmaligen Kopplung wollten sich App und Gerät nicht finden. In der App kann ein Reinigungszyklus erstellt werden, ein Raumplan angelegt werden, sollte er in einige Bereiche zum Beispiel keine Arbeit verrichten und auch die Steuerung aus der Ferne ist möglich.

Der Roboter selbst hat auf der rechten Seite kleine rotierende Borsten, womit auch der letzte Krümel aus der Ecke geholt werden soll. Zwei neue Gummibürsten auf der Unterseite nehmen den Kampf mit jeder Bodenfläche auf, verspricht iRobot. Der verbesserte Roboter hat seinen Preis: 1500 Euro veranschlagt iRobot.

Der erste Testlauf unter Beaufsichtigung

Man kann ja nie wissen, lautete das Gebot der Stunde als Roboti auf seine erste Reise geschickt wurde. Von zwei nervösen Augenpaaren begleitet, begann dieser stur seine Arbeit zu verrichten. Den Perserteppich meisterte er mit Bravour und wusste sich selbst von den Fransen zu befreien, ohne dabei zerstörerische Kräfte zu entwickeln. Vom Ende des Teppichs wollte er dann schnurstracks in Richtung Couchtisch. Auch hier umrundet er den Tisch bravourös und entdeckt dann, dass er auch unten durch passt. Dann die ersten verschreckten Blicke der Beobachter, denn er näherte sich den Stiegen. Nachdem er leicht über der Kante stand, erkannte er sein Problem und legte den Rückwärtsgang ein und verrichtet dabei weiterhin die für ihn vorgesehene Arbeit.

(c) iRobot

Der erste Reinigungsvorgang kostete ihn knapp 40 Minuten und das Bewegungsprofil ist gelinde gesagt manisch, weniger effektiv als von einem Menschen, aber dennoch gründlich.

Eskalationsstufe 2

Nachdem der erste Testlauf gut ging, wurden weitere Hindernisse eingebaut. Gummiringerl, Hausschuhe, ein halb volles Papiersackerl, ein Feuerzeug und Konfetti am Teppich wurden verstreut.

Überraschenderweise hat er die Konfetti problemlos geschluckt, beim Gummiringerl gab es auch keine Komplikationen, sie wurden überraschend gut verdaut. Das Papiersackerl hat er aber gefressen. Meldung in der App: Steckengeblieben. Der Tatort zeigte ein halb kaputtes Sackerl, das im Weg lag. Der Rest war eingesaugt worden. Zwei Minuten später waren Roboter und Sackerl getrennt. Conclusio: Nicht allem geht der Roboter aus dem Weg, die Flächen sollten entsprechend für die Reinigung vorbereitet werden.

(c) iRobot

Fortan wurde der Roomba S9+ ohne Beaufsichtigung verwendet. In den weiteren 14 Reinigungsvorgängen erledigte der Staubsauger genau das, wofür er bestimmt ist. Selbst die weiterhin in nahezu unzugänglichen Ecken platzierten Krümel waren nach der Reinigung nicht mehr da. Mit einem herkömmlichen Staubsauger kommt die Testerin unter die Couch nur, wenn sie einen anderen Aufsatz nimmt. Die Auffangstation hat den Vorteil, dass man vor der Reinigung nicht kontrollieren muss, ob der Behälter leer ist und es wird verhindert, dass der Roboter mittendrin seine Arbeit wegen „vollen Bauchs“ beendet.

Die in der App angebotene „leise Reinigung“ ist überflüssig, da nicht merkbar leiser.

Im Gespräch mit „Roboti“ 

Über die Amazon Alexa App kann man das Roomba-Skill hinzufügen. Darin werden auch einige Befehle angezeigt, die der Roboter dann verstaut. Ideal ist es, wenn ein Alexa-Lautsprecher zuhause aktiv ist, ansonsten ist diese Funktion überflüssig. Entweder man nimmt das Handy in die Hand und sagt über die Alexa-App was der Roboter tun soll, oder man steuert ihn manuell über die App.

Ist der Alexa-Skill hinzugefügt, kann über den Befehl „Alexa, starte die Reinigung mit Roboti“, der Staubsauger aktiviert werden. Das funktioniert tadellos, lediglich im laufenden Betrieb gab es hie und da Probleme und er wollte nicht zurück in seine Station.

Fazit

An sich wäre dieser Roboter fast perfekt. Und Qualität hat seinen Preis, aber mit 1500 Euro ist der Roomba S9+ ein Staubsauger der Luxusklasse. Dieser Preis ist für ein Smartphone zu viel und auch für einen Staubsaugerroboter. Vor allem daran gemessen, dass es deutlich günstigere Geräte gibt. Hierbei muss dann auf eine Auffangstation verzichtet werden, aber der Reinigungseffekt ist ähnlich gut.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.