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Tesla mischt deutsche Autobauer auf

BMW-Chef Oliver Zipse, Elon Musk und VW-Chef Herbert Diess bei der Verleihung.
BMW-Chef Oliver Zipse, Elon Musk und VW-Chef Herbert Diess bei der Verleihung.(c) APA/AFP/dpa/JORG CARSTENSEN (JORG CARSTENSEN)
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Elon Musk will im Berliner Umland seine erste europäische Tesla-Fabrik errichten. Und zwar schon 2021. Die deutsche Politik jubelt, die Branche hat gemischte Gefühle.

Wien/Berlin. Das „Goldene Lenkrad“ ist ein Preis, der in Deutschland seit bereits 43 Jahren vom Axel-Springer-Verlag verliehen wird. Und bei dem im Regelfall die Größen der Automobilindustrie, allen voran der deutschen, zugegen sind. Die anwesenden Herren staunten wohl nicht schlecht, als Tesla-Gründer Elon Musk ihnen am Dienstagabend die Nachricht überbrachte, im Berliner Umland eine seiner Gigafabriken errichten zu wollen.

Das Werk, Teslas erstes innerhalb Europas, soll in der Nähe des neuen Hauptstadtflughafens BER entstehen. Auf einem Gelände, für das schon einmal eine BMW-Produktionsstätte im Gespräch war. Die Fabrik soll Batterien, Antriebsstränge und Autos herstellen, beginnen will man mit der Produktion des kompakten SUV Model Y. Die Anlage soll nach bisherigen Angaben voraussichtlich Ende 2021 in Betrieb gehen. Auch ein Ingenieurs- und Designzentrum sind in Planung.

Die erste von Tesla hochgezogene Gigafactory, die bisher nur Batterien produziert, steht in der Wüste im US-Bundesstaat Nevada. Es gibt eine weitere in New York (Fotovoltaik) sowie eine dritte in China. Der Standort in Shanghai wurde binnen weniger Monate errichtet und soll für ausreichend Nachschub bei E-Autos sorgen. In Europa montierte Tesla bisher in den Niederlanden einige Fahrzeuge der teureren Modellreihen S und X. Milliardär Musk stellte aber wiederholt klar, dass er die Zukunft der Firma vor allem im Model 3 und im Model Y sieht.

Deutsche Politiker jubeln

Die deutsche Politik zeigte sich von den Plänen des Tesla-Gründers begeistert. Brandenburgs Ministerpräsident, Dietmar Woidke, bezeichnete die Entscheidung als „hervorragende Nachricht für unser Land“. Man hätte sich in intensiven Gesprächen für das Vorhaben eingesetzt. In Deutschland dürfen die Amerikaner zumindest mit Fördermitteln aus dem Bundesland Brandenburg rechnen. Um welche Summen es sich handelt, sagte Woidke nicht, man bewege sich aber im „beihilferechtlichen Rahmen“ der EU.

Deutschlands CDU-Wirtschaftsminister, Peter Altmaier, wiederum sah in der Entscheidung den Beweis für die „Attraktivität des Automobilstandorts Deutschland“. Es könnten bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Die deutsche Autoindustrie dürfte die Nachricht mit gemischten Gefühlen aufnehmen. Wiewohl Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in der Ankündigung etwas Gutes sieht: Wettbewerb habe schon immer dafür gesorgt, besser und schneller zu werden. „Mit der Entscheidung von Elon Musk für Deutschland werden wir gestärkt, und die Elektromobilität nimmt mehr Fahrt auf als bei 100 Kanzlergipfeln in Berlin.“

Doch gibt Dudenhöffer auch zu bedenken, dass bei der Förderung der Batterieproduktion nun umgedacht werden müsse. Minister Altmaier hatte in der Vergangenheit eine Mrd. Euro bereitgestellt, um deutsche Produktionsstätten für Batteriezellen zu ermöglichen. Bisher wird der Markt von asiatischen Herstellern dominiert, westliche Firmen sind von ihnen abhängig.

Nach dem Dieselskandal und der größeren Popularität von E-Autos, deren Entwicklung die Deutschen verschlafen haben, befindet sich die Industrie im Umbruch. Sie muss Milliarden investieren, gleichzeitig sinken die Verkaufszahlen. Erst in der Vorwoche tagte man in Berlin bei einem „Autogipfel“, bei dem knapp vier Mrd. Euro für die Förderung von E-Autos beschlossen wurden. Berlins Bürgermeister sprach sich gleich mal dafür aus, die Internationale Automobil-Ausstellung von Frankfurt nach Berlin zu verlegen. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2019)

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