Prozess

Vier Schuldsprüche nach "Sieg Heil"-Rufen am Salzburger Untersberg

Das Gros der bisher unbescholtenen Angeklagten kam mit Mindeststrafen davon. Ein Beschuldigter wurde freigesprochen.

Am Landesgericht Salzburg sind am Mittwoch drei Männer und eine Frau aus Deutschland wegen Wiederbetätigung zu bedingten Haftstrafen verurteilt worden. Die Beschuldigten sollen im April 2017 am Gipfel des Salzburger Hochthrons am Untersberg für ein Foto posiert haben. Dabei riefen sie laut Zeugen "Sieg Heil" und hoben den rechten Arm zum Hitlergruß. Ein fünfter Angeklagter wurde frei gesprochen.

Der 56-jährige Hauptangeklagte, der als einziger wegen zwei Verbrechen vor Gericht stand, erhielt am Abend unter Einbezug einer später ausgesprochenen Strafe in Deutschland 15 Monate und 15 Tage bedingte Haft. Seine Lebensgefährtin (67) und zwei weitere Angeklagte im Alter von 43 und 58 Jahren wurden zu jeweils zwölf Monaten bedingt verurteilt. "Damit wurde die Mindeststrafe ausgesprochen", sagte die vorsitzende Richterin Bettina Maxones-Kurkowski. Bei einem 21-jährigen Beschuldigten hat die Staatsanwaltschaft noch im Laufe des Verfahrens die Anklage zurückgezogen - was einem Freispruch gleich kommt. Alle Urteile sind bereits rechtskräftig.

„Wie im Chor“ 

Die Deutschen waren Teil einer zwölfköpfigen Gruppe, die sich für zwei Nächte in einer Pension am Fuß des Untersberg einquartiert hatte. Der Berg gilt nicht nur als mythen- und sagenumwoben, er ist gleichermaßen Anziehungspunkt für (auch rechte) Esoteriker. Die Reise nach Salzburg war in einem Internet-Forum beworben worden, die Teilnehmer sollen sich untereinander offenbar nicht alle gekannt haben. Am 8. April unternahm die Gruppe auf jeden Fall geschlossen einen Ausflug auf den Untersberg.

Dabei stellen sich mehrere Mitglieder im Bereich des Gipfels für ein Foto zusammen. Den Auslöser drückte dabei der 56-Jähriger aus Jena, der die Hand zum "Deutschen Gruß" erhob und gleichzeitig "Sieg Heil" rief, worauf es ihm die anderen "wie im Chor" nachgemacht haben sollen. Zwei im Gipfelbereich anwesende Skitourengeher beobachteten den Vorfall und zeigten die Gruppe noch am selben Tag bei der Polizei an.

Da waren die Beamten schon auf der Suche nach den Deutschen. Eine Mitarbeiterin in der Pension hatte auf einem der Frühstückstische drei Bierdeckel mit aufgeklebten Hakenkreuzen entdeckt und ebenfalls die Polizei informiert. Insgesamt mussten sich sieben Mitglieder der Gruppe vor Gericht verantworten, zwei Frauen waren zum Auftakt des Verfahrens am gestrigen Dienstag nicht vor Gericht erschienen. Sie werden nun gesondert verhandelt.

Am Heck des Autos des 56-Jährigen fanden Ermittler auch ein "Schwarze Sonne"-Pickerl - ein wichtiges Erkennungssymbol der rechtsesoterischen bis rechtsextremen Szene. Zudem hatte der Thüringer in seinem Pensionszimmer in Grödig klar sichtbar ein in Holz geschnitztes Wappen der "Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe" aufgestellt - das Symbol einer von SS-Führer Heinrich Himmler gegründeten SS-Forschungseinrichtung. Er war darum wegen mehrere Verstöße gegen das Verbotsgesetz angeklagt.

Alle Angeklagten hatten sich zum Beginn des Prozesses als nicht schuldig bekannt und überwiegend zu den Vorwürfen geschwiegen. Einzige der Jüngste der Beschuldigten, der nun freigesprochene 21-Jährige, hatte ins Treffen geführt, dass er an diesem Tag gar nicht zusammen mit den anderen am Gipfel gestanden sei. Vielmehr habe sein Besuch am Untersberg der sogenannten "Lichtarbeit" gedient. Ein Ritual, das positive Energie bringe - und Frieden, wie er betonte. (APA)

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