Gesamtschule mit Stalins Diktatur verglichen

Gesamtschule soll Parallelen Stalins
Gesamtschule soll Parallelen Stalins(c) Reuters (ALEXANDER DEMIANCHUK)
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Furcht vor einer "Zwangskollektivierung" an den Schulen. Unterrichten würden dort lediglich "billige Retorten-Pädagogen".

In der Debatte um eine gemeinsame Schule der 10- 14-Jährigen wird oft wenig argumentiert, dafür viel polemisiert. Das neueste Beispiel ist der Landesverband Katholischer Elternvereine Wien: Er zieht Parallelen zu Sowjetdiktator Josef Stalins. "Exakt 55 Jahre nach Abzug der sowjetischen Truppen aus Österreich" wolle der Landesschulpräsident von Oberösterreich, Fritz Enzenhofer, "mittels staatlicher Hoheitsgewalt - sowie Schließung der Privatschulen - das ganze Land bezirksweise in Einheitsschulen zusammenfassen", hieß es in einer Aussendung mit dem Titel "Stalin wäre stolz auf uns".

Auch Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) habe bereits die gleiche Idee gehabt, als sie im Sommer 2007 mit einer "Zwangskollektivierung" die Gesamtschule umsetzen habe wollen. Schon damals wäre das "Schließen von Privatschulen zur Verhinderung von 'Fluchtmöglichkeiten' renitenter Eltern" im Gespräch gewesen. Die Gesamtschule sei aus SPÖ-Sicht "die ideale Möglichkeit, mit billigen Mitteln dem eigenen Wahlvolk den Sand von 'höherer Bildung ohne Anstrengung' in die Augen zu streuen", vermutet der Landesverband - und darüber hinaus noch "billig, weil gehaltsmäßig anstatt der A-Gehaltsempfänger (AHS-Lehrer) weit günstigere B- und C-Beamte als Retorten-Pädagogen nach Schema-F am Fließband kostenschonend ausgebildet werden können".

Enzenhofer hatte zuletzt davon gesprochen, sich eine "echte und aufrichtig gemachte Gesamtschule" vorstellen zu können. Chancengerechtigkeit für jedes Kind sei aber nur dann gegeben, "wenn alle Schlupflöcher zugemacht und Tricksereien ausgeschlossen werden". Das hieße im Klartext, "dass Privatschulen und AHS-Unterstufen abgeschafft werden müssten, weil sonst Eltern, die genügend Geld oder besonders begabte Kinder haben, diese erst recht wieder in Privatschulen schicken würden".

(APA/Red.)

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