Zwischenbilanz

RBI legt mehr fürs Kreditrisiko zur Seite

RBI-Chef Johannes Strobl
RBI-Chef Johannes StroblAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die Raiffeisen Bank International hat in den ersten drei Quartalen 874 Millionen Euro verdient. Die Kundenkredite legte stark zu, vor allem in Russland.

Die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) muss aktuell wieder mehr Geld für mögliche Kreditausfälle zur Seite legen, die Risikokosten werden trotzdem als sehr moderat beurteilt. Im dritten Quartal 2019 sind die Kreditvorsorgen mit 68 Millionen Euro um 66 Millionen Euro höher ausgefallen als im zweiten Quartal, und auch viel höher als vor einem Jahr. Beim Kreditwachstum liege man indes über Plan.

Voriges Jahr hatte die Bank größere Pakete notleidender Kredite verkauft und frühere Wertberichtigungen aufgelöst, was sich damals in Sondererträgen niedergeschlagen hatte. Demgegenüber wurden heuer in den ersten neun Monaten für Kreditvorsorgen netto 80 Mio. Euro aufgewendet, nachdem im Jahr davor bis September - vor allem aufgrund von Zuflüssen und Sanierungserfolgen - netto 56 Millionen Euro aufgelöst worden waren, schrieb die Bank im Aktionärsbrief. Man blieb mit der Dotierung aktuell aber weiter zweistellig, hieß es von der Bank.

Erwartungsgemäß, so die RBI am Donnerstag, sei beim Ergebnis im dritten Quartal und in den ersten neun Monaten das Niveau vom Vorjahr nicht erreicht worden. Der Konzerngewinn sank in den ersten neun Monaten um ein Viertel bzw. um 298 Millionen Euro auf 874 Millionen Euro.

Im dritten Quartal 2019 lag das Konzernergebnis bei 303 Millionen Euro - nach 345 Millionen Euro im zweiten Quartal 2019 und 417 Millionen im Vorjahresquartal.

RBI-Chef Johann Strobl erklärte in einer Aussendung, das Kreditwachstum liege trotz Konjunkturabschwächungen "über den Erwartungen". Die Kundenkredite wuchsen seit Jahresanfang um 14 Prozent, vor allem auch in Russland.

Bereinigt um die Erträge des polnischen Bankgeschäfts (es wurde 2018 verkauft) seien bei Zins- und Provisionsüberschuss deutliche Zuwächse erzielt worden, die Kernerträge lägen damit im Jahresvergleich um 8 Prozent über Vorjahr. Unbereinigt war der Zinsüberschuss um 0,5 Prozent höher, der Provisionsüberschuss aber um 1,3 Prozent unter dem von September 2018. Höher waren die Verwaltungsaufwendungen. Das Betriebsergebnis kam um 14,4 Prozent unter dem der ersten neun Monate 2018 zu liegen. Die harte Kernkapitalquote (CET 1, fully loaded) stieg auf 13,7 Prozent nach 13,4 Prozent zu Jahresende.

Nach Polen-Verkauf tausende Stellen weg

Bei der  RBI sind seit dem Verkauf der Polen-Tochter Polbank vor einem Jahr wieder einige tausend Stellen weg aus der Payroll. Wie die Bank im Bericht zum 3. Quartal schreibt, ist die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter (auf Vollzeit gerechnet) innerhalb eines Jahres um 2982 auf 47.222 gesunken. Ohne Polen ergäbe sich indes ein Anstieg um 837 Arbeitsplätze (Vollzeitäquivalente) überwiegend in Russland, der Konzernzentrale, Ungarn und der Slowakei.

In Russland ist die Beschäftigtenzahl innerhalb Jahresfrist um knapp 300 auf 9200 angewachsen. In dem für die RBI besonders wichtigen Markt waren in den Jahren nach der Finanzkrise hunderte Stellen abgebaut worden. Die Filialzahl wird in Russland aktuell aber zurückgefahren, was wie berichtet mit dem Boom im Onlinebanking zu tun hat.

Die gesamten Verwaltungsaufwendungen erhöhten sich bei der RBI in den ersten neun Monaten im Jahresvergleich um 17 Millionen Euro auf 2,25 Milliarden Euro. Während der Verkauf des polnischen Kernbankgeschäfts zu einer Reduktion um 157 Millionen Euro geführt habe, sorgten Gehaltserhöhungen und Mitarbeiterzuwächse für einen Anstieg, letztere vor allem in Russland und in der Konzernzentrale. Weiters sei eine Restrukturierungsrückstellung für ein Optimierungsprogramm in der Konzernzentrale gebildet worden (10 Millionen Euro).

Die Zahl der Filialen in der RBI-Gruppe ist im Jahresabstand - vorwiegend in Polen (minus 232) und Rumänien (minus 63) - um 310 auf 2095 zurückgegangen.

In Warschau sind nach dem Verkauf der dortigen Bank im Oktober 2018 für die RBI heute nur mehr etwas mehr als 200 Mitarbeiter vor Ort verblieben, die den beim Konzern verbliebenen Bestand an Altkrediten (Frankenkrediten) bzw. dessen Rückzahlung bearbeiten. Zur Zeit wird der Frankenkreditbestand in Polen noch mit umgerechnet 2,1 Milliarden Euro beziffert. Aus Polen gab es bis Ende September ein Defizit für die RBI-Bilanz.

Anders als die deutsche Commerzbank, die ihre Polentochter mBank gerade zum Verkauf gestellt hat, geht die RBI im   Quartalsbericht nicht extra auf das Thema mit den Frankenkrediten bzw. zu Verträgen mit Indexierungsklauseln nach einem kürzlich ergangenen EuGH-Urteil ein. Auch die Commerzbank, deren Tochter in Polen auf 3,3 Mrd. Euro in Frankenkrediten sitzt, hatte betont, noch keine verlässliche Einschätzung der weiteren polnischen Rechtssprechung und deren Auswirkungen zu haben. Zugleich hatten die Deutschen aber eingeräumt, dass es damit für die betroffenen Banken in Polen, darunter eben eine Commerzbanktochter, zu erheblichen finanziellen Belastungen kommen könnte.

Nachdem in Polen aber etwa auch die staatlich kontrollierte PKO Bank zu den Häusern mit dem größten Fremdwährungskreditobligo zählt, schätzen Insider, dass der polnische Staat seine Kreditwirtschaft nicht sehenden Auges stark bluten lassen wird wollen.

(APA/Reuters)

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