US-Wahlkampf

Spätstarter will Demokraten durcheinanderwirbeln

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Deval Patrick, Ex-Gouverneur von Massachusetts und Obama-Freund, sieht im Präsidentschaftswahlkampf eine Chance für eine moderate Position.

Es sind nicht einmal mehr drei Monate bis zu den ersten Vorwahlen in Iowa im Februar. Doch es drängt sich im Feld der demokratischen Präsidentschaftskandidaten, in dem sich nach mehreren Abgängen derzeit immer noch 17 Bewerber tummeln. Michael Bloomberg ist jüngst eigens nach Little Rock geflogen, um sich höchstpersönlich für die Vorwahlen in dem US-Bundesstaat zu registrieren. Offiziell hat der New Yorker Ex-Bürgermeister seine Kandidatur indessen noch nicht angekündigt.

Nun ist ihm Deval Patrick als Spätstarter noch zuvorgekommen. Der 63-jährige Ex-Gouverneur von Massachusetts hat sich entschlossen, ins Rennen um die Präsidentschaft einzusteigen. In der CBS-Frühstücksshow „This Morning“ wollte Patrick am Donnerstag seine Ambitionen kundtun. Für CBS hatte er bisher die US-Politik kommentiert. Anschließend will er sich rechtzeitig vor Anmeldeschluss in New Hampshire für die Primary im Februar anmelden, wo er sich einen Durchbruch erhofft. New Hampshire ist der nördliche Nachbarstaat von Massachusetts. Danach wird sich Patrick schon auf eine erste Wahlkampftour nach Kalifornien, Nevada, Iowa und South Carolina begeben. Auch in South Carolina verspricht sich der der Afroamerikaner wegen der großen afroamerikanischen Minderheit Chancen.

Telefonat mit Biden

In einem Telefonat hat der Ex-Gouverneur, ein Freund Barack Obamas, bereits Joe Biden über seine Absichten informiert. Biden liegt in den nationalen Umfragen zwar noch voran, hat jedoch seinen Favoritenstatus eingebüßt. Patrick wie Bloomberg sehen angesichts einer pointiert linken Grundströmung bei den Demokraten, für die Elizabeth Warren und Bernie Sanders stehen, eine gute Perspektive für einen moderaten Kurs. Als gemäßigter Kandidat profitiert davon momentan Pete Buttigieg, der 37-jährige Bürgermeister von South Bend in Indiana. Die afroamerikanischen Senatoren Kamala Harris und Cory Booker blieben trotz prägnanter TV-Debatten hinter den Erwartungen zurück.

Ex-Präsident Obama wollte Deval Patrick, der wie Obama in Harvard Jus studiert hatte, schon vor zwei Jahren zu einer Kanidatur überreden. Doch der ehemalige Gouverneur verzichtete darauf, nicht zuletzt aus familiären Gründen. Seine Frau hatte gerade eine Krebsdiagnose erhalten. Inzwischen hat sie die Krankheit überstanden. Als Grund für seine Absage führte Patrick die „Grausamkeit des Wahlprozesses“ an, die er seiner Familie ersparen wolle.

Gegen Patrick sprechen allerdings mehrere Faktoren. Anders als seine Rivalen verfügt er über keine schlagkräftige Organisation und bisher auch nicht über ausreichend Geldspenden. Nach Ende seiner politischen Karriere heuerte er bei Bain Capital an, den Finanzinvestor, den einst Mitt Romney mitgegründet hat. Dies macht ihn angreifbar für die linkspopulistische Polemik von Sanders, die sich vor allem gegen Milliardäre wie Trump und Bloomberg wendet. Mit Warren, der Senatorin aus Massachusetts, verbindet Patrick eine amikale Beziehung. Im Fall ihrer Wahl gilt er als Ministerkandidat oder gar als Vizepräsident.

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