Bericht

Klimawandel bereits gesundheitsschädlich – besonders für Kinder

Students walk along a street as they are released from school to return home earlier due to the haze in Jambi
Students walk along a street as they are released from school to return home earlier due to the haze in Jambi(c) REUTERS (Antara Foto Agency)
  • Drucken

Sich verbreitende Krankheiten treffen vor allem Kinder. Bei der älteren Generation führe die Feinstaubbelastung allein in Deutschland zu tausenden frühzeitigen Todesfällen, heißt es in einem Bericht von rund 100 Wissenschaftern.

Der Klimawandel schädigt schon jetzt die Gesundheit, insbesondere die von Kindern. Bei einem Weiterwirtschaften wie bisher "wird das Leben jedes heute geborenen Kindes tiefgreifend vom Klimawandel beeinträchtigt werden", berichtet das Konsortium "The Lancet Countdown", zu dem rund 100 Experten gehören. Mit beteiligt an dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht waren auch Forscher aus Österreich.

Gehe der CO2-Ausstoß weiter wie bisher, werde ein derzeit geborenes Kind an seinem 71. Geburtstag im Schnitt in einer um vier Grad wärmeren Welt leben, heißt es in dem Bericht. Daran beteiligt waren Experten aus 35 Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), internationale Universitäten sowie u.a. vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien.

Weil sich Körper und Immunsystem von Kindern noch entwickeln und Schäden in der Kindheit bleiben können, sind Kinder auch am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandel betroffen, betonte Nick Watts, der Chef des Lancet-Konsortiums. Auch Ernterückgänge durch den Klimawandel und infolgedessen Unterernährung träfen sie am schlimmsten, schreiben die Forscher. Sie litten stärker an Durchfall und an von Stechmücken übertragenen Erkrankungen wie Dengue. Gleich neun der zehn Jahre mit den besten Bedingungen für Dengue-übertragende Mücken fielen laut Report in den Zeitraum seit dem Jahr 2000. Auch die Bedingungen für den Cholera-Erreger hätten sich seit Anfang der 1980er-Jahre verbessert.

Bakterienart seit 1980 verdoppelt

Eine Gruppe von Bakterien, die Vibrionen, werde eine zunehmende Gefahr, heißt es in dem Lancet-Report auch. Die Erreger können Magen-Darm- und Wundinfektionen verursachen. Seit den 1980er-Jahren habe sich aufgrund höherer Wassertemperaturen die Anzahl der Tage verdoppelt, an denen man sich etwa in der Ostsee mit Vibrionen anstecken kann. 2018 waren es 107 Tage.

Auch in Mitteleuropa gibt es bereits Veränderungen, etwa im Bereich der von Stechmücken übertragenen Erkrankungen: So bringe der Klimawandel mit sich, dass Ärzte zunehmend von Mücken übertragene Erreger "auf dem Schirm" haben müssten, so Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig. "So blieben dieses Jahr zum Beispiel die meisten West-Nil-Virus-Infektionen unerkannt, weil bei Grippe-ähnlichen Symptomen niemand an diesen Erreger dachte." Nötig seien Fortbildungen und gute Testsysteme.

Früher sterben dank Feinstaub

Im Jahr 2018 erlebten über 65-Jährige in weiten Teilen Europas mehr Hitzewellen als im Schnitt der Jahre 1986 bis 2005. Im Jahr 2016 trug demnach die Feinstaubbelastung (PM 2,5) zu über 44.800 frühzeitigen Todesfällen in Deutschland bei, 8000 davon seien auf die Verbrennung von Kohle zurückzuführen. Feinstaub stammt unter anderem auch aus dem Verkehr und der Industrie. Wirtschaftliche Verluste und Gesundheitskosten durch Feinstaub beliefen sich dem Bericht zufolge in Österreich in den Jahren 2015 und 2016 auf jeweils knapp unter zwei Milliarden Euro, in Deutschland sind es demnach rund 20 Milliarden. Die Luftverschmutzung insgesamt habe 2016 weltweit zu sieben Millionen Todesfällen geführt, 2,9 Millionen davon habe Feinstaub verursacht.

Zudem hält der Bericht fest, dass in 77 Prozent der Länder zunehmend Waldbrände und ähnliche Feuer auftreten. Insgesamt führen Temperatursteigerung und Hitzewellen zu einem Verlust von 133,6 Milliarden Arbeitsstunden.

91 Milliarden Euro Klimaunterstützung

Um diesen negativen Entwicklungen beizukommen fordern die Autoren eine schnelle und komplette Abkehr vom Kohlestrom weltweit. Zudem brauche es eine Zusicherung von Klimaunterstützungen in der Höhe von jährlich rund 91 Milliarden Euro seitens der reicheren Länder für ärmere Staaten, den Ausbau des öffentlichen Verkehr und Anreize zur verstärkten Nutzung des Fahrrades und nicht zuletzt Investitionen in den Aus- und Umbau der Gesundheitssysteme angesichts der zu erwarteten Veränderungen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.