Im Stellas 1030 in der Landstraßer Hauptstraße 44
Lokalkritik

Testessen im Stellas 1030: Wo die Kresse regiert

Viel Kresse, Zeitdruck und eine Speisekarte, die alles versammelt, was derzeit noch als schick gilt.

Über mangelnden Andrang kann sich der Neuzugang beim Rochusmarkt nicht beschweren. Das zweite Stellas, nach jenem im siebenten Bezirk mit dem Zusatz 1030 versehen, wurde offenbar von den Landstraßer Anrainern und womöglich darüber hinaus schon ebenso lang vermisst, wie der Umbau länger gedauert hat. Eine ehemalige Konditorei wurde zu einem zweistöckigen Lokal – unten der Barbereich, oben ein wohnzimmerartiges Speisezimmer mit Parkett und hellgrünen Wänden. Wie man allerdings mit dem Andrang umgeht, hat, nennen wir es freundlich so, Verbesserungspotenzial. Den für 18 Uhr reservierten Tisch habe man, so die im überforderten Tonfall geäußerte Information vor Ort (und nicht etwa schon in der Reservierungsbestätigung), bis 19.30 Uhr. Eineinhalb Stunden – damit überholt Wien Landstraße sogar Manhattan. Kurze Zwischenfrage: War ein drittes Seating um 21 Uhr dann eigentlich auch noch eingeplant? Die Küche kommt da jedenfalls nicht mit, erst um 18.45 Uhr kamen die ersten bestellten Kleingerichte, auf manches Glas musste man fast ebenso lang warten. Spoiler: Es ging sich beim besten Willen nicht aus bis 19.30 Uhr, also bis zu dem Zeitpunkt, als sich schon die ­folgenden Gäste am Tisch einfanden.

Christine Pichler

Die Speisekarte, dicht beschrieben und das Mittelmeer ebenso berücksichtigend wie den Pazifik, sieht alles vor, was derzeit gerade noch als schick gilt, vieles davon in Kleinportionen, natürlich Tapas genannt. Kurz angebratenen rohen Thunfisch mit schwarzem Sesam, gegrillte Pimientos de padron, Gyoza, gegrillte Garnelen, Steaks, Süßkartoffel-Pommes, Buns, Brownie, Pizza. Zumindest eine Neuerung ist das Format der Pizza, nämlich männerhandgroß. Etwa mit Melanzani und Lardo belegt, ist sie um 7 Euro ein ordentlicher Getränkebegleiter. Die Jakobsmuscheln in einer Soja-Limetten-Sauce (9  Euro) sind vor lauter Korianderkörnern kaum zu sehen. In Ordnung ist die roh marinierte Lachsforelle mit Misomayonnaise (7 Euro), hervorragend der zugekaufte Txogitxu-Schinken (von alten Milchkühen), passabel, wenngleich seltsam flach, die Gyoza mit Kürbisfülle. Zu Tempura frittiert werden im Stellas 1030 auch Salatherzen, das funktioniert erstaunlich gut (10  Euro). Über eines müssen wir hier – und beileibe nicht nur hier – noch reden: Nahezu jeder Gang, siehe auch das Foto, ist mit Gartenkresse bestreut. Wer das sinnvoll findet, hebe jetzt die Hand; wir leiten die Abstimmungsergebnisse dann gleich an sämtliche Gastronomiebetriebe weiter.

Info

Stellas 1030, Landstraßer Hauptstraße 44, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 67 73, Restaurant: Mo–Sa: 15–1 Uhr, Küche bis 22.30 Uhr.

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("Die Presse-Schaufenster", 19.07.2019)

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