Preis für Roman mit nur acht Sätzen auf über 1000 Seiten

Booker Prize 2019 Shortlist Author Lucy Ellmann attending a photocall for the 2019 Booker Prize shortlisted authors, at
Booker Prize 2019 Shortlist Author Lucy Ellmann attending a photocall for the 2019 Booker Prize shortlisted authors, at(c) imago images/PA Images (Matt Crossick via www.imago-imag)
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Lucy Ellmanns neuer Roman wurde von ihrem Verlag abgelehnt. Nachdem „Ducks, Newburyport“ beim Booker Preis noch leer ausgegangen ist, hat er nun den Goldsmiths Preis bekommen.

Auf gut 150 Seiten kommt der aus einem inneren Monolog bestehende „Lieutenant Gustl“ von Arthur Schnitzler, auch James Joyces 1000-Seiten-Roman „Ulysses“ ist zu einem Gutteil aus zu Papier gebrachten Bewusstseinströmen gestaltet. Doch wahrscheinlich hat niemand die Erzählform des inneren Monologs so ins Extrem getrieben wie die britische Schriftstellerin Lucy Ellman. Ihr heuer erschienener Roman „Ducks, Newburyport“ besteht aus einem einzigen inneren Monolog. Das über 1000 Seiten dicke Buch hat nur acht Sätze - und keine Absätze. Erzählt werden darin die Gedanken einer vierfachen Mutter in Ohio, während sie kocht.

Mit „Ducks, Newburyport“ war Ellman heuer auch für den Booker Preis nominiert, der aber an Margaret Atwood für „Die Zeuginnen“ (The Testaments) und Bernardine Evaristo für „Girl, Woman, Other“ ging. Nun hat Ellman aber doch einen Preis erhalten, den mit 10.000 Euro dotierten Goldsmiths Preis, ausgelobt von der gleichnamigen Universität in London.

„Ducks, Newburyport“ habe Seltenheit, denn man könne ihn schon kurz nach dem Erscheinen „ohne zu Zögern ein Meisterwerk nennen“, sagte Juryvorsitze Erica Wagner im „Guardian“. Der Roman erweitere die Vorstellungen von Lesern, was in einem Roman möglich sei.

Ellmans Verlag Bloomsbury hatte ihr siebtes Werk abgelehnt. „Ducks, Newburyport“ wurde schließlich bei dem kleineren Verlag Galley Beggar veröffentlicht und sorgt seither für Furore.

„Wir sind zu gewagteren Leseexperimenten fähig"

„Ich wollte ein langes, langsames, weiches Buch schreiben, in dem der Leser in den Gedanken einer Frau herumgleiten kann, darin schwimmen oder versinken“, sagte Ellmann dem „New Statesmen“, der den Goldsmiths Preis unterstützt. Es gebe in diesem Buch kein „Kindermädchen“ wie einen Erzähler. „Ich denke, wir sind alle erwachsen und zu viel gewagteren Leseexperimenten fähig als wir üblicherweise bekommen“, so die Autorin. „Ich habe den Eindruck, die Menschen sind hungrig nach etwas Neuem und haben Geschichten satt, die vor dem Leser buckeln.“ (her)

>> Bericht im „Guardian"

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