Wohnmobil

VW California: One for the Road

Das mobile Eigenheim für Liebhaber ohne festen Wohnsitz: California ist überall.


Kalifornien ist ein Sehnsuchtsort, heute vielleicht nicht mehr ganz so wie in den Sixties, als ausgefrorene Beatniks, mittellose Poeten und dann die Hippies aus dem ganzen Land an die Westküste strömten, um sich frei zu machen. It Never Rains in Southern California, wie es 1973 hieß, während du in Sweet Home Alabama für einen Joint fünf Jahre in den Bau gewandert bist.

(C) Stephan Lindloff

California Dreamin', um bei den Songs zu bleiben, ist auch heute noch aktuell, dabei wird Volkswagens Camper in Nordamerika gar nicht angeboten. Der letzte der Baureihe, der in den USA verkauft wurde, hatte den Motor noch hinten. Warum lässt VW diesen Riesenmarkt links liegen? Zum einen müsste technisch erheblich adaptiert werden, um den US-Spezifikationen zu entsprechen. Erst recht wäre das Auto damit entschieden zu teuer: Wenn man einem neugierig ums Auto streichenden Ami oder Kanadier steckt, was der Cali kostet, trifft ihn fast der Schlag. Man bekommt dort doppelt so große Wohnmobile um weniger Geld. Und Platz ist ja nicht das Problem.

(C) Stephan Lindloff

In unseren Breiten trifft es der California umso besser. Er passt vors Haus, in Garagen und sogar Parkhäuser. Er steht bei Jungfamilienvätern höher im Kurs als ein Porsche 911. Und er ist leider fast so teuer. Eine Familie kann bequem drin schlafen, zwei im Erdgeschoß, das sich mit wenigen Handgriffen in ein Schlafgemach verwandelt, zwei im ersten Stock, wenn das Hochdach ausgefahren ist. Der Lattenrost oben wurde beim neuen Cali übrigens durch eine Federkernmatratze ersetzt. Man sollte also noch besser schlafen, als wir das ohnehin in Erinnerung haben, und auf Wunsch kann man nun auch, „zippe-zappe“, das textile Vorderteil entfernen, um im Liegen sinnierend in die Landschaft oder den Nachthimmel schauen zu können, das Gelsenproblem einmal ausgeklammert. Anders als größere Wohnmobile ist der Cali fast so einfach zu rangieren wie ein normaler Pkw, mit dem man sich auch die Reisegeschwindigkeit teilt.

(C) Stephan Lindloff



Hardcore-Camper rümpfen über den California deshalb die Nase. Für sie ist das Ideal des Campens ebenso mit Geldsparen wie mit der Freude am Zupacken und Improvisieren verbunden. Übermäßiger Komfort gilt ihnen als Verrat an der Sache, zumindest als Verweichlichung. Sie fangen mit der piekfeinen Ausführung aller Details an Bord und dem Ready-to-use-Charakter des Reisemobils wenig an. Auch zu improvisieren gibt es nichts, weil die Ingenieure und Tüftler bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover, wo die Baureihe gefertigt wird, schon an alles gedacht haben. Man baut auf lange Erfahrung: Seit 2004 entsteht das Modell im eigenen Haus, davor war Campingspezialist Westfalia über Jahrzehnte damit betraut, VW-Transporter bettfertig umzurüsten. In jedem Fall ist für VW ein lukratives Geschäftsfeld entstanden, die Produktion kommt der Nachfrage kaum nach: Von 2104  Exemplaren im Jahr 2004 stieg der Absatz auf 18.531 im Vorjahr. In Österreich ist jeder fünfte verkaufte VW-Transporter ein California.

(C) Stephan Lindloff

Anpacken? Nicht wirklich gefragt, denn nahezu alles geht leichtgängig, hydraulisch gedämpft oder elektrisch betätigt vonstatten. Um die angebaute Markise auszufahren und sich einen beschatteten Vorgarten zu schaffen, braucht man nur die Kurbel aus einer Lade zu holen (in der sie klapperfest fixiert ist) und rechtzeitig die eingebauten Steher ausklappen. Eine Sache von keinen zwei Minuten, anders als konventioneller Baldachin- und Zeltbau. Um das Aufstelldach auszufahren und eine zweite Liegefläche im ersten Stock zu schaffen, muss man in der besseren Ausstattungsvariante nur einen Knopf drücken. Selbst das berüchtigte Einweisen auf dem Campingplatz, im schlimmsten Fall unter ungefragter Mithilfe es gut meinender Umstehender, entfällt: Ein digitaler Neigungsmesser zeigt präzise an, ob das Fahrzeug wirklich gerade oder doch leicht schief steht. „Wenn man bergan schläft mit dem Kopf unten, auch nur so leicht, dass man es gar nicht merkt“, sagt uns ein VW-Ingenieur, „kann man in der Früh mit Kopfweh aufwachen.“ Und für den zünftigen Schädel am nächsten Tag, dafür ist beim Campen wohl das obligate Sozialisieren mit Stellplatznachbarn unter Aufbietung exotischer Spirituosen gedacht.

(C) Stephan Lindloff
(C) Stephan Lindloff

Edelabsteige:

Die Preise stehen zu Redaktionsschluss noch nicht fest, man kann sich aber am Vorgänger orientieren – sofern man noch etwas drauflegt.

Name : VW California 6.1
Preis : ab ca. 59.000 Euro
Motor : R4-Zylinder-TDI
Leistung : 110, 150 oder 199 PS
Antrieb : Front oder Allrad (ab 150 PS)
Getriebe : 5-, 6-Gang oder DSG (ab 150 PS)

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