Fahrbericht

Der achtbare Versuch, es anders zu machen

Mazda3 mit Skyactiv-X: 180 PS, Allrad (auf Wunsch) und ein ungewöhnliches Motorenprinzip.
Mazda3 mit Skyactiv-X: 180 PS, Allrad (auf Wunsch) und ein ungewöhnliches Motorenprinzip.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mazda3 mit Skyactiv-X: feinen Motor gibt's sofort, Wunder dauern länger.

Was ist geschehen bei der Entwicklung von Benzinmotoren in den vergangenen Jahren? Jedenfalls mehr als in der Phase intensivster Dieselbegeisterung, da blieb das Prinzip des Nicolaus August Otto eine Zeit lang links liegen.

Eilends wurde dann doch wieder Dampf gemacht, vornehmlich mit Direkteinspritzung und Turboaufladung, in allen Abstufungen von Aufwand und Finesse. Turbo gerne mit variablen Laderschaufeln (VTG) und mehrstufig (TwinScroll), die Direkteinspritzung mal strahlgeführt, mal homogen, mit variierendem Druck an den Pumpen, assistiert von schlauer Ventilsteuerung, ergänzt um Gadgets wie Zylinderabschaltung. In jedem Fall wurden die Motoren kleiner, die Systeme komplexer und teurer, denn es braucht bereits Partikelfilter für Ottomotoren.

Exotenstatus

Mit Sicherheit wird man sich noch einige Zeit mit der Weiterentwicklung der Benziner beschäftigen (nicht trotz, sondern wegen der Elektrifizierung, die schafft ja neue Möglichkeiten). Mit großer Hingabe tut dies Mazda, man wird dem Ruf der Querdenkermarke mit Freude gerecht. So ziemlich alles wird anders gemacht: Die Benziner laufen durchwegs ohne Turbo (und ohne Partikelfilter, brauchen sie nicht), der Hubraum wurde nicht geschrumpft. Das brachte auch Exotenstatus: Wo gibt es noch einen frei saugenden Zweilitermotor? Die wechselseitige Annäherung der Kompressionsrate von Otto und Diesel ist an sich schon verblüffend, kaum oder eher gar kein vergleichbarer Diesel läuft so weich und drehfreudig wie Mazdas. Wer ohne Turbo-Punch leben kann, dafür spontanes Ansprechen mag, schätzt die Benziner der Marke.

Jetzt fuhren wir endlich das ganz neue Ding namens Skyactiv-X, vielerorts – und fälschlich – Diesotto genannt, also Kreuzung von Benziner und Otto in einem Motor. Mazdas Prinzip ist anders, es heißt Spark Controlled Compression Ignition (SPCCI). Am echten Diesotto haben sich schon einige abgemüht, GM etwa, viele Jahre lang auch Daimler, um es dann doch bleiben zu lassen – Entwicklungs-Letztstand: Mit dem unvermeidlich harschen Verbrennungsgeräusch würde man Kunden verschrecken – wenn der Motor in der Früh denn auch sicher anspränge. Mazda hat die Zündkerzen deshalb im Brennraum belassen, dabei aber die Verdichtung so extrem erhöht (auf 16,3:1), dass eine Eigenzündung eines mageren Gemischs stattfinden kann. Ein kleines Funkerl dazu dient sozusagen der Abrundung des Ablaufs (wenn nicht, wie unter Volllast, ganz nach Otto verfahren wird). An dem übrigens auch noch ein Roots-Kompressor beteiligt ist, weniger um Power für die Quartermile einzublasen, als die Luftdosierung genauer kontrollieren zu können. Ganz unkomplex ist das System also auch nicht.

Zur Gretchenfrage: Was der Motor nun verbraucht, hängt sehr stark an der Art, wie das Auto gefahren wird. Tests in Fachzeitschriften haben Werte zwischen 5,4 und 8,5 l/100 km produziert, was einen auch nicht viel schlauer macht. Wir haben unsere Testfahrten unter allen möglichen Alltagsbedingungen mit 7,1 l/100 km abgeschlossen, was für einen sorglos gefahrenen Allradbenziner mit 180 PS ein ordentlicher Wert ist. Der Motor dreht so fein und gleichmäßig hoch, dass man entsprechende Gelegenheiten schon gerne nützt – oder wir taten das eben, und ein Pendler wäre vielleicht mehr pomali und käme ganz woandershin mit dem Verbrauch. Nicht vergessen auf die Umrechnung, wenn man einen Diesel heranzieht: In dem Kraftstoff ist mehr Energie gebunkert als in Benzin, heißt auch mehr CO2 beim Verbrennen. Nach Norm kommt der Mazda3 auf 109 g/km (mit Allrad).

Unbenommen sind ihm der ruhige, leise Lauf, das Ansprechen ohne Luftholen und das unmerkliche Anspringen bei Start-Stopp, für das ein kleiner E-Boost im Spiel ist – plus die gewinnende Eigenart, anders zu ticken als die Herde.

MAZDA3 SKYACTIV-X180 AWD

Maße: L/B/H: 4460/1795/1435 mm, Radstand: 2725 mm, Leergewicht (EU): 1451–1542 kg, Kofferraum: 330–1026 l

Motor: R4-Zylinder-Otto, 1998 ccm, Leistung: max. 132 kW (180 PS), Drehmoment: max. 224 Nm bei 3000/min, 0–100 km/h in 8,5 sec, Vmax 214 km/h, Testverbrauch: 7,1 l/100 km
Allradantrieb, Getriebe: sechs Gänge manuell
Preis: 33.090 Euro (wie getestet mit Paketen GT+/Sound/Premium/Tech)

Compliance-Hinweis:

Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2019)

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