Venedig nach dem Hochwasser: Das große Aufräumen

Premier Conte versprach schnelle Hilfe. Bürgermeister bittet UNO um Hilfe.

Venedig. Ein Mann taucht ein ins Wasser, wirft sich in die kleinen Wellen und schwimmt eine Runde: Hinter ihm ist der hell erleuchtete Säulengang des Dogenpalastes zu sehen. Es ist Mittwochnacht – und der Markusplatz in Venedig ist derart überflutet wie zuletzt im Jahr 1966. Zwar ist das Meerwasser am Donnerstag leicht zurückgegangen, aber die Lagunenstadt rechnet jetzt schon mit mehreren Hundert Millionen Euro Schaden. Dort, wo es die Wasserverhältnisse zuließen, begannen die ersten Aufräumarbeiten. Premier Giuseppe Conte eilte nach Venedig und versprach direkte Hilfe: Bürger, die Schäden erlitten haben, sollen sofort 5000 Euro erhalten, Geschäftsinhaber bis zu 20.000 Euro.

Neben der Markusbasilika erlitten mehrere Paläste schwere Schäden. Wasser drang in das Fenice-Theater ein, das vorübergehend geschlossen wurde. Mehrere Vaporetti, die Wasserbusse, wurden ebenfalls schwer beschädigt. Viele Besucher haben aufgrund des Hochwassers ihren Urlaub storniert. Obwohl Überschwemmungen keine Seltenheit sind, führt der Bürgermeister Venedigs, Luigi Brugnaro, die extremen Auswirkungen auf den Klimawandel zurück. Weil die Lagunenstadt symbolisch für die verheerenden Auswirkungen steht, schlug Brugnaro vor, eine UN-Agentur zum Thema Klimawandel in Venedig zu eröffnen, „wo man über Meere, Ozeane und Verschmutzung spricht“. Auch der italienische Umweltminister, Sergio Costa, beklagte eine „Tropikalisierung“ des Klimas in Italien.

Indessen tobt in der Lagunenstadt ein Streit um das umstrittene Dammprojekt Mose, das seit Jahren geplant, aber immer noch nicht fertiggestellt ist. Die Bauarbeiten hatten 2003 begonnen, doch Mose soll erst 2021 in Betrieb gehen. Bei diesem Projekt handelt es sich um im Meeresgrund verankerte Barrieren, die bei den drei Laguneneingängen das Meerwasser am Eindringen hindern sollten. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2019)

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