Am Beginn der Mediensozialisationsstudie, 2005, waren die Kinder fünf Jahre alt, Computer und Internet spielten damals noch keine wichtige Rolle. Dies würde heute sicher anders aussehen.
Mediensozialisation

„Nicht die Medien haben die große Macht“

Die Kommunikationswissenschaftlerin Ingrid Paus-Hasebrink hat Kinder aus sozial benachteiligten Familien zwölf Jahre lang begleitet. Sie warnt davor, deren Probleme auf den Medienkonsum zu schieben.

Keine Smartphones für Volksschüler, nicht länger als dreißig Minuten fernsehen oder Computer spielen am Tag – an Empfehlungen zum Medienkonsum von Kindern mangelt es nicht. Intensive Mediennutzung sei katastrophal für die Entwicklung und die schulischen Leistungen, so begründete erst jüngst der deutsche Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte seine Absage an Handys für unter Elfjährige. Und die Eltern? An ihnen nagt nicht selten das schlechte Gewissen. Zu unvereinbar erscheinen die Ratschläge mit der eigenen Lebensrealität.

Die Kommunikationswissenschaftlerin Ingrid Paus-Hasebrink hält von solchen pauschalisierenden Verboten wenig. Sie hat an der Universität Salzburg eine Langzeitstudie (2005–2017) zur Rolle von Medien im Sozialisationsprozess sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher durchgeführt. Die zentrale Erkenntnis (Media Perspektiven, 2019/7-8): Die Medien erweisen sich eher als Symptom denn als Ursache von Problemen. „Es sind nicht die Medien, die die große Macht haben. Es sind die lebensweltlichen Bedingungen, unter denen die Familien leiden.“ Medien würden dann besondere Relevanz erlangen, wenn das Heranwachsen von erschwerten Familienkontexten geprägt wäre und es den Eltern nicht gelinge, ihren Kindern genügend Aufmerksamkeit zu geben.

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