Plasmasäulen der Sonne enträtselt

Grazer Forscher sehen Magnetismus als Ursache.

Sie erreichen Höhen von über 5000 Kilometern und schießen mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 40 Kilometern pro Sekunde ins All – dennoch wirken die Spikulen genannten Plasmaeruptionen auf der Sonne neben den gigantischen Protuberanzen wie haarfeine Röhrchen. Seit rund 140 Jahren werden die geysirartigen Säulen, die jeweils nur für wenige Minuten existieren, bereits von Forschern beobachtet, wodurch sie verursacht werden, lag bisher jedoch im Dunkeln.

Eine im Fachblatt Science (14. 11.) veröffentlichte Studie, an der auch Forscher der Uni Graz beteiligt waren, hat nun Hinweise auf die Entstehungsmechanismen der Spikulen ans Licht gebracht. Ihre Beobachtungen hätten gezeigt, dass die sogenannte magnetische Rekonnexion „höchstwahrscheinlich der Treiber für die Entstehung vieler Spikulen ist“, sagt der Grazer Astrophysiker Dominik Utz.

Explosive Magnetfeldlinien

Dabei handelt es sich um plötzliche Neuverbindungen entgegengesetzter Feldlinien eines Magnetfelds innerhalb eines Plasmas. Sie treten auf, wenn sich zwei gegenpolige Magnetfelder zu nahe kommen: Die Feldlinien brechen auf, um sich anschließend neu zu formieren, wobei explosionsartig große Mengen magnetischer Energie frei und in andere Energieformen umgewandelt werden.

Zu ihrer Erkenntnis kamen die Forscher durch Langzeitbeobachtungen mit dem Goode-Solarteleskop im kalifornischen Big Bear Observatory. Parallel dazu wurde das Magnetfeld der Sonnenfotosphäre gemessen. Die so gesammelten Daten bekräftigen auch den von vielen Wissenschaftlern gehegten Verdacht, dass Spikulen für die Energie und Masseflüsse von der unteren Sonnenatmosphäre in höhere Schichten verantwortlich sind. (APA/däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2019)

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