EM-Qualifikation

Der Punkt ist zum Greifen nahe

Tormanntrainer Robert Almer zeigt ÖFB-Debütant Alexander Schlager Haltung und Blickrichtung vor.
Tormanntrainer Robert Almer zeigt ÖFB-Debütant Alexander Schlager Haltung und Blickrichtung vor.APA/ROBERT JAEGER
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Gegen Nordmazedonien genügt Österreich bereits ein Remis, um das Ticket zur Euro 2020 zu lösen. Lask-Torhüter Alexander Schlager wird im Prater eine große Rolle übernehmen.

Wien. Es war nicht anders zu erwarten von Teamchef Franco Foda: In der EM-Qualifikation steht das erste von zwei Entscheidungsspielen auf dem Programm, und der Deutsche lässt sich partout nicht herauslocken, wen er mit der heikelsten Aufgabe im heutigen Duell gegen Nordmazedonien (20.45 Uhr, live ORF1) beauftragt. Denn nach der Verletzung von Torhüter Cican Stanković war die „Einserfrage“ im ÖFB-Team nicht geklärt. Intern hat Foda die Entscheidung verkündet, nur Öffentlichkeit und Gegner sollen warten.

Zur Auswahl stehen Lask-Schlussmann Alexander Schlager, 23, der seit Wochen bei den Athletikern glänzt, und Pavao Pervan, der bei VfL Wolfsburg den Kasten zu hüten versucht, zuletzt aber bei vier Niederlagen gleich vierzehn Mal hinter sich greifen musste. Die Wahl dürfte auf Schlager fallen, der zuletzt mit Tormanntrainer Robert Almer (Bild) intensive Übungen absolviert hat. Er bestreitet damit zwar sein ÖFB-Debüt – doch von allen Seiten wird ihm die Rolle des sicheren Rückhalts am ehesten zugetraut. Ein Debütant wird also den nötigen Punkt für das EM-Ticket festhalten.

Erst Abpfiff, dann Freude

Egal ob Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf oder Camp in Wien: Foda zieht sein Programm wie gewohnt durch. Während viele bereits damit rechnen, dass am Samstag die dritte EM-Teilnahme nach 2008 und 2016 fixiert werden kann – ein Remis genügt dafür –, sind dem Deutschen solch Visionen fremd. Er wartet Spiel und Abpfiff ab, nach jahrzehntelanger Erfahrung weiß er, dass Fußball mitunter ein eigenartiges Spiel sein kann. Also sagt er trocken: „Jeder weiß, worum es geht. Wir haben es in der eigenen Hand. Jetzt gilt es, das letzte Mosaiksteinchen auf unsere Seite zu bringen.“

Dass das Hinspiel gegen die Nordmazedonier (68. der Fifa-Weltrangliste) mit 4:1 gewonnen wurde, zählt für den 53-Jährigen, der im November 2017 als Nachfolger von Marcel Koller installiert worden ist, nichts. Selbst fünf Ausfälle in den eigenen Reihen nimmt Foda regungslos zur Kenntnis, elf andere Spieler würden doch trotzdem danach trachten, die Partie zu gewinnen. Der größte Vorteil sei, dass keine weitere Motivation bemüht werden müsse, das Ziel greifbar nahe sei. In einem Punkt ließ er sich doch in die Karten blicken: Foda will nicht auf Remis, sondern auf Sieg spielen.

Ballbesitz, viele Laufwege, Pässe mit hoher Qualität, die nötige Rest-Verteidigung: Wenn der Deutsche diese Faktoren aufzählt − und das macht er vor jedem Spiel, der Gegner ist austauschbar −, kommt man nicht umhin, seine penible Vorgangsweise zu bemerken. Es gibt klare Vorgaben, er duldet keine Freigänger zwischen Offensive und Abwehr, mit anderen Worten: Er hat jedem Einzelnen eingeimpft, wo er zu stehen, zu laufen habe. Weil man im Leben auch nichts geschenkt bekomme, im Fußball schon gar nicht, sei die Ballverteilung klar geregelt. Baumgartlinger und Alaba haben ihn, sie bestreiten den Spielaufbau. Weil ein „waschechter“ Strafraumstürmer fehlt, wartet in der Regel vorn Arnautović auf den Ball. Ob hoch, flach oder schnell − der Wiener besitzt das Geschick, ihn in jeder Situation anzunehmen.

Graz, Kaiserslautern – ÖFB

Fünf Siege und ein Remis aus den vergangenen sechs Spielen (2015: neun Siege, ein Remis) brachten Fodas Team auf Kurs. Es selbst in der Hand zu haben, Österreich 2020 zur EM zu führen, sei unglaublich, sagt Foda. Das ist nachvollziehbar, von Fans wie von Spielern. Vor allem auch für einen Trainer, der zuvor nur Sturm Graz (Meister 2011, ein Cupsieg 2010) und Kaiserslautern (2. Liga, 2012) betreut hat. Er sagt: „Ich bin stolz, diese Mannschaft zu trainieren.“

Sollte das Vorhaben gegen Nordmazedonien scheitern, gibt es noch zwei Möglichkeiten: am Dienstag beim Qualifikationsfinale in Lettland und via „Nations League“-Play-off im Frühjahr 2020.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2019)

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