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Die große Schlammschlacht der Tech-Riesen

Amazon-Boss Jeff Bezos kämpft um den Mega-Auftrag des Pentagon.
Amazon-Boss Jeff Bezos kämpft um den Mega-Auftrag des Pentagon.APA/AFP/ERIC BARADAT
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Hat Donald Trump höchstpersönlich Jeff Bezos um einen Milliardenauftrag gebracht? Amazon legt das nahe – und zieht vor Gericht.

Wien. Diese Männer waren keine Freunde. Aber nun wächst sich die Fehde zwischen Jeff Bezos, dem Gründer und Boss von Amazon, und Donald Trump, dem US-Präsidenten, zu einem Streit aus, der auch die Gerichte beschäftigt. Ende Oktober erhielt der Amazon-Rivale Microsoft den Zuschlag für einen zehn Milliarden Dollar schweren Auftrag für das US-Verteidigungsministerium. Microsoft ist damit für die Cloud-Infrastruktur zuständig, mit der die hochsensiblen Daten des Pentagon gespeichert werden. Dabei galt Amazon, der weltgrößte Anbieter von Cloud-Diensten, lang als Favorit. Auch, weil Amazon vor fünf Jahren bereits einen Vertrag mit der CIA abgeschlossen hat. Der Zuschlag für den Auftrag an Microsoft sorgte für allgemeine Überraschung.

Und für Ärger bei Jeff Bezos. Amazon legt politische Einflussnahme bei der Vergabe des Mega-Auftrages nahe. In dem Vergabeprozess habe es zahlreiche Fehler und Mängel gegeben, heißt es vom Konzern. „Es ist entscheidend für unser Land, dass die Regierung und seine gewählten Führer solche Beschaffungen objektiv und frei von politischer Einflussnahme verwalten“, sagte ein Amazon-Sprecher. Dass Trump Bezos nicht mag, ist kein Geheimnis. Der Amazon-Gründer hat vor fünf Jahren die renommierte „Washington Post“ gekauft. Trump wirft der Zeitung vor, Fake News zu verbreiten, und nennt sie die „Amazon Washington Post“. In einem jüngst publizierten Buch des Redenschreibers von Ex-Verteidigungsminister Jim Mattis heißt es, Trump habe Mattis angerufen und ihm aufgetragen, Amazon aus dem Bieterverfahren um den „Jedi“-Auftrag auszuschließen. Jedi steht für Joint Enterprise Defense Infrastructure.

Ein Auftrag mit Folgewirkung

Mattis habe die Anordnung nicht befolgt, heißt es weiter – das zeigen auch die Fakten: Von Oracle, IBM, Microsoft und Amazon blieben am Ende nur letztere zwei übrig. Die Bedeutung des Auftrages geht weit über die zehn Milliarden Dollar hinaus. Es geht auch um Folgeaufträge. Die anderen Ministerien orientieren sich oft am Pentagon, wenn es um Technologie geht. Experten zufolge wird die US-Regierung in den nächsten Jahren 40 Milliarden Dollar für Cloud-Dienste ausgeben. Gut möglich, dass Microsoft durch den Pentagon-Auftrag auch von diesem Kuchen ein ordentliches Stück abbekommt.

Es sei bedenklich, wenn sich die Regierung bei solch sensiblen Projekten auf einen einzigen Anbieter verlasse, merkten Kritiker an. Die Geheimnisse des Pentagon sollten nicht nur einem Unternehmen anvertraut werden. Nun werden sie das aber – und dieses Unternehmen heißt Microsoft. Die Aktien des IT-Konzerns mit Sitz im US-Bundesstaat Washington haben seit der Entscheidung des Pentagon kräftig zugelegt, das Papier des Rivalen Amazon hat verloren. Auch Oracle will gegen die Auftragsvergabe des Pentagon vorgehen, teilte der Konzern mit.

In der US-Regierung will man von politischer Einflussnahme jedenfalls nichts wissen. „Ich bin sicher, dass die Vergabe frei, fair und ohne irgendeine Art von äußerer Einflussnahme durchgeführt wurde“, sagte der amtierende US-Verteidigungsminister Mark Esper.

Vorwürfe auch gegen Amazon

Aber auch gegen Bezos stehen Vorwürfe im Raum. Das renommierte US-Magazin „The Atlantic“ widmete dem Amazon-Boss jüngst eine Titelgeschichte und geht auch auf die Hintergründe des Rennens um den Jedi-Auftrag ein. Laut dem unterlegenen Amazon-Rivalen Oracle soll ein ehemaliger Amazon-Manager, der später im Pentagon anheuerte, die Ausschreibung zum Vorteil seines früheren Arbeitgebers ausgelegt haben. Tatsächlich schafften es nur Amazon und Microsoft in die Endrunde. Die Gerichte, die sich damit befassten, gaben trotzdem grünes Licht für die Ausschreibung. Im September gab das Pentagon bekannt, dass sich die Entscheidung verzögere. Und im Spätherbst folgte die große Überraschung.

Experten erwarten nicht, dass der Ausgang des von Bezos angestrengten Gerichtsverfahrens etwas an der Entscheidung des Pentagon ändert. Es ist aber auf jeden Fall ein Stich für den Rivalen Microsoft: Die Pentagon-internen Untersuchungen im Zuge der Klage dürften den Start von Jedi um bis zu drei Monate verzögern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2019)

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