Unterwegs

Auf Wiedersehen, Kipferl!

Ein Fixstern der Londoner Gastronomie sperrt zu.

Alles hat ein Ende, aber nicht nur die Wurst hat zwei: auch das Kipferl. Nach mehr als 16 Jahren hat der Gründer des gleichnamigen Café-Restaurants im Nordlondoner Stadtteil Angel einen Schlussstrich gezogen. „Nach so vielen Jahren war es Zeit für mich, etwas Neues zu tun,“ sagt Christian Malnig, ein Niederösterreicher aus dem Bezirk Baden.

Sein „Kipferl“ wurde zu einem Fixstern der Londoner Gastronomie, und keineswegs nur für heimwehkranke Österreicher. „Wir konnten etwas Neues in diese aufregende Stadt bringen. Österreichische Speisen, klar. Aber auch österreichische Atmosphäre.“ Wer Stunden bei einem kleinen Braunen, der Lektüre von Zeitungen und dem obligatorischen Glas Wasser verweilen wollte, war ebenso willkommen wie Fans von Wiener Schnitzel, Gulasch und Sachertorte mit ebenso obligatorischem Schlag.

Die einzigartige Atmosphäre des Gastlandes hat seit dem Brexit-Votum spürbar gelitten. Zur Ungewissheit kamen unschöne Töne. „Die aufregende Stimmung des multikulturellen London ist heute viel gedämpfter“, meint Malnig. Seine Frau, die Nachkomme von jüdischen Nazi-Flüchtlingen ist, und sein Sohn haben mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft. „Ein Riss hat sich aufgetan, von dem ich fürchte, dass er nicht mehr zugehen wird.“

Dennoch bleibt Malnig in London: „Das ist jetzt mein Zuhause.“ Auch das „Kipferl“ bleibt bestehen, unter neuer Führung. Zum Abschied von Malnig kam sogar der österreichische Botschafter. So legendär seine Einladungen sind: Alle Landsleute in London kann selbst der großzügigste Vertreter der Republik nicht allein verköstigen.

Mail: aussenpolitik@diepresse.com

Nächste Woche: Jutta Sommerbauer

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2019)

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