Glosse

Ist das noch Englisch?

Es sieht ganz so aus, als würde sich im Zusammenhang mit den Oscars, die schon für Sexismus- und Rassismusdebatten gesorgt haben, heuer eine ganz neue Debatte ergeben: eine linguistische nämlich.

Und Österreich ist mittendrin, obwohl – weil – es bei der Verleihung 2020 nicht dabei sein wird.

Die österreichische Einreichung „Joy“, die von nigerianischen Prostituierten in Wien handelt, wurde disqualifiziert, weil die Dialoge großteils auf Englisch seien, ein Ausschlusskriterium in der Kategorie Internationaler Film. „Joy“-Regisseurin Sudabeh Mortezai und ihr Team rechnen der Oscar-Academy jetzt vor: Hier wird vor allem Pidgin gesprochen! Damit bezeichnet man eine vereinfachte Behelfssprache, die sich oft in kolonialisierten Ländern entwickelte, auch in Nigeria. Viele werten Pidgin als vollwertige Sprache, die Oscar-Juroren offenbar nicht: Schaut Englisch aus, muss Englisch sein, ist also draußen. Next!

Was nun? Es wäre nicht das erste Mal, sollte sich die Academy durch öffentlichen Druck zu einer Reform drängen lassen. Aber eine Hashtag-Kampagne auf Basis linguistischer Überlegungen, das wäre wohl etwas Neues.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2019)

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