Der Politologe Ivan Krastev über Schwarz-Grün als Modell für eine neue Große Koalition der Generationen, über Europas Marginalisierung in einer von Amerika und China beherrschten Welt und über Trumps Wiederwahlchancen.
Frankreichs Präsident Macron hat argumentiert, dass Europa als geopolitischer Akteur verschwindet, wenn es sich nicht bald auf die Hinterfüße stellt und von Amerika emanzipiert. Hat er recht?
Ivan Krastev: Macron hat den richtigen Instinkt, eine Strategie kann ich aber nicht erkennen. Viele bilden sich ein, dass die transatlantischen Beziehungen wieder dort anknüpfen werden, wo sie einmal waren, sobald Donald Trump in einem oder in fünf Jahren nicht mehr im Amt ist. Sie irren: Natürlich würde ein demokratischer US-Präsident andere Akzente setzen als Trump. Aber man muss sich nicht nur die Debatten der Demokraten ansehen, um zu wissen, dass auch sie sich komplett auf die USA fokussieren werden.