Tasse oder Tampon? Beide Monatshygieneprodukte haben ihre Anhängerinnen.
Menstruation

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Deutschland streicht die Luxussteuer für Tampons und Co. Die Wahl des Hygieneprodukts wird gleichzeitig immer mehr zur Lifestyle-Frage. Nimmt das Frauen die Freiheit?

Letztlich war es ein Mann, der sich den Erfolg an die Fahne heftete. „Viele #Frauen haben sich für einen ermäßigten Steuersatz stark gemacht. Wir bringen das jetzt auf den Weg, denn es ist richtig! Mein Vorschlag ist, dass das gleich am 1. Januar in Kraft tritt“, schrieb Olaf Scholz Anfang Oktober auf Twitter.

Scholz ist deutscher Finanzminister. Am Freitag vergangener Woche stimmte ihm auch der Bundestag zu: In Zukunft gibt es statt einem 19- nur noch einen siebenprozentigen Steuersatz auf Monatshygieneprodukte – auf Tampons, Binden, Menstruationstassen. Dem vorausgegangen war eine Kampagne für eine niedrigere Besteuerung, unterstützt von über 81.000 Menschen. Sie fragten sich, warum etwa Nahrungsmittel oder Tickets für den öffentlichen Verkehr niedrig besteuert würden, während für Hygieneprodukte, die Frauen während der Menstruation benötigen, eine Luxussteuer gelte. Wer nicht menstruiert, muss diese Steuer nicht zahlen; und keine Frau menstruiert freiwillig. Auch in anderen Ländern führten öffentliche Proteste dazu, dass Steuersätze auf Monatshygieneprodukte gesenkt wurden. In Kanada, Indien und in manchen US-amerikanischen Bundesstaaten gibt es gleich gar keine „Tampon Tax“. In Österreich zahlt man eine 20-prozentige Abgabe.

Regel-Lebensstil. Monatshygieneprodukte sind gewissermaßen ein notwendiges Übel, wenn auch mittlerweile in puncto Tragekomfort, Hygiene und Sicherheit höchst weiterentwickelt. Zusätzlich ist die Auswahl an Produkten in den vergangenen Jahren explodiert: Binden, Tampons mit oder ohne Applikatoren, Schwämmchen, Tassen. Verkäufer von blutabsorbierenden Höschen mit waschbarem Futter zeigen in ihren Werbekampagnen Haut und Spitze. Produkte wurden nachhaltiger, der Auftritt natürlicher. Ein Look, der zu einem Lebensgefühl passt: gesünder, bewusster, überlegter. Luxus ist ein Recycle-Karton.

»Monatshygiene ist eine Notwendigkeit, keine Lifestyle-Entscheidung.«

Ein Look, mit dem sich auch Geschäft machen lässt. Dass Monatshygiene eine Notwendigkeit ist, keine Lifestyle-Entscheidung, tritt dabei in den Hintergrund. Mit einem aufkeimenden Bewusstsein für nachhaltigere Lebensweisen kann man Geld verdienen, auch auf den schmerzenden Rücken menstruierender Frauen.

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