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Hightech seit 1446: Die Ambitionen der Steiermark

(c) Peter Winkler
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Am Sonntag wird der Steiermärkische Landtag neu gewählt. Ein Steirer über die Eigenheiten seines heimatlichen Bundeslands.

Wenn ich in Wien an einer Baustelle vorbeigehe, höre ich fast immer den vertrauten Dialekt meiner Landsleute aus der Oststeiermark. Es sind die Steirer oder vielleicht noch die Burgenländer, die in Wien am Bau arbeiten. Einen Oberösterreicher wird man dort kaum treffen. Als ich kürzlich eine Firma aus Pinggau in der Oststeiermark mit einer Arbeit in Graz beauftragen wollte, bekam ich zur Antwort: „Können wir nicht annehmen, wir arbeiten nur in Wien“.

Das wirtschaftliche Herz der Steiermark schlägt eben woanders, in der Obersteiermark. Seit jeher prägen die Stahlindustrie und der Bergbau in diesen Tälern das Selbstgefühl des ganzen Landes. An der Semmering-Schnellstraße steht vor den Abzweigungen nach Kapfenberg: „Hightech seit 1446“. „Wir produzieren Stahl seit Hunderten Jahren, und nicht erst seit 1939 wie Linz“, sagt der ehemalige Chef von Böhler Claus Raidl. 1840 gründete Erzherzog Johann die spätere Montanuniversität in Leoben, inzwischen eine Institution von Weltgeltung. Nach dem Krieg konnten die Bergknappen von Fohnsdorf und Seegraben, vom Erzberg und der Veitsch, die Stahlarbeiter von Kapfenberg, von Judenburg und Donawitz in bescheidenem Stolz von sich sagen, dass Österreich den Wiederaufbau nicht zuletzt ihrer Arbeit verdankt.

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Als Beispiel für diese Welt kann Fohnsdorf gelten: In einer Gegend, die nie viel Wohlstand gesehen hat und wo den Horizont der  Landschaft nicht bizarre Bergketten oder schöne Seen, sondern Fabriksdächer und Schlote, Hochöfen und Materialseilbahnen, die Förderräder und Abraumhalden der Bergbaue bilden. Wo die meisten Menschen in bescheidenen ehemaligen Arbeitersiedlungen, statt in hübschen Einfamilienhäusern wohnen wie anderswo.

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