Ferrari

Bei der „Roten Göttin“ fliegen Funken und Fetzen

Sebastian Vettel und Charles Leclerc in São Paulo.
Sebastian Vettel und Charles Leclerc in São Paulo.imago images/LaPresse
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Sebastian Vettel und Charles Leclerc werden keine Freunde mehr, so viel steht nach der Kollision und Ferraris Doppelausfall in São Paulo fest. Das Unfallprotokoll sieht Vettel als Schuldigen, in Maranello wird der Vorfall geklärt.

São Paulo/Maranello. Für Ferrari ist auch diese Formel-1-Saison eine zum Vergessen. Seit 2007 fährt die Scuderia immer im Schatten der anderen. Mercedes gewinnt serienweise Titel als Konstrukteur und mit Lewis Hamilton. Max Verstappens Gasfuß hat dazu geführt, dass RB Racing in São Paulo den dritten Saisonsieg des Oranje-Stars nach Spielberg und Hockenheim bejubeln durfte. Und Ferrari? Doppelausfall nach einer Kollision.

Wieder einmal sorgt ein „Manöver“ von Sebastian Vettel für Diskussionen. Seine Rennen muten zusehends gequält an. Ist er nicht in Führung oder Sieger, sind alle anderen schuld. Er jammert, klagt – für Vettel ist Teamkollege Charles Leclerc immer der Bösewicht. „Die Dummheit“, titelte die „Gazzetta dello Sport“ nach dem Flop in Interlagos. Die Schuldfrage für die Berührung, die beide Ferrari-Fahrer aus dem Rennen bugsierte, polarisiert. Dabei ist sie offensichtlich, nur will man sie sich in Italien nicht eingestehen.

Der Blick auf das „Unfallprotokoll“ zeigt: Vettel startete den entscheidenden Angriff, er wollte an Leclerc vorbei. Der Monegasse hatte überholt, Vettel war wieder gleichauf, vor der Kurve ließ ihm Leclerc keinen Platz frei. Der Deutsche zog trotzdem nach links. Die kurze Berührung genügte, bei Leclerc brach rechts vorn das Rad ab. Vettels linker Hinterreifen war aufgeschlitzt. Teamchef Mattia Binotto nahm beide in die Pflicht. „Ich denke, den Fahrern sollte in erster Linie das Team leidtun. Ein kleiner Unfall mit großen Folgen.“ Wenn Binotto die Daten aber auswertet, gibt es keine weitere Diskussion, wer die Schuld am Schlamassel der „Roten Göttin“ trägt.

Wer erhält die Vorfahrt?

Wenngleich das Schreiduell auf dem Boxenfunk durchaus als Entertainment einzustufen war, alle Kraftausdrücke wurden von der Regie sorgsam ausgespart, gibt es bei Ferrari weiterhin nur sehr wenig bis nichts zu lachen. Seit Saisonbeginn sägt Jungstar Leclerc, 22, am Nummer-1-Status des viermaligen Weltmeisters, der an seinem Traum, wie Michael Schumacher mit den Italienern Weltmeister zu werden, auch im fünften Jahr gescheitert ist. Der Vertrag des 32-Jährigen läuft noch eine Saison.

Vettel, der ob vieler Fehler und seines Nervenkostüms zusehends in die Kritik gerät, hat den zehn Jahre jüngeren Monegassen sportlich nicht im Griff. Im Gegenteil: er wird in seiner ersten Ferrari-Saison immer schneller und erfolgreicher (zwei Siege, sieben Pole-Positions). Auf welches Pferd die Scuderia setzt? Wohl auf den Monegassen, dessen Vertrag bis 2022 läuft. Die weitere Zukunft gehört womöglich Mick Schumacher. Welche Optionen blieben Vettel? Rückkehr zu RB Racing (im Tausch für Verstappen) oder Karriereende? Alles andere kommt nicht infrage. 2020 wird es also öfter bei der „Roten Göttin“ donnern, wenn nicht sogar krachen.

(fin)

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