Gesundheit als Geschäft

Krankenhäuser könnten zu Altersheimen werden.

WIEN(red.). Während Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) nachlegte und eine Umwandlung einiger Spitäler in Altersheime vorschlug, mehrten sich am Mittwoch die Gegner einer radikalen Spitalsreform. Ärztekammerpräsident Walter Dorner legte eine beim Institut für Höhere Studien (IHS) in Auftrag gegebene Studie vor, wonach die Wertschöpfung aus allen Gesundheitsausgaben 2006 bei 22,5 Milliarden Euro lag. Das entspreche 9,7 Prozent der gesamten Wertschöpfung in Österreich. Zudem wurden damit 445.000 Arbeitsplätze gesichert, was 12,5 Prozent der Beschäftigten entspricht.

Über die Conclusio waren sich Dorner und IHS-Chef Bernhard Felderer allerdings nicht einig. Der Ärztekammerpräsident findet es sogar „unwürdig“, Gesundheitsdebatten nur ökonomisch orientiert zu führen. Felderer sah hingegen Spar- und Umschichtungspotenziale, wollte sich aber nicht unbedingt für Spitalsschließungen aussprechen. Auch BZÖ-Chef Josef Bucher sieht im Spitäler-Zusperren keine Reform. Er verteidigte dezidiert Standorte in Kärnten, kritisierte aber gleichzeitig die niederösterreichischen Neubauten in Baden und Mödling.

Ende im SVA-Streit angepeilt

Mittwochabend fand erneut eine Verhandlung zwischen der SVA, der Sozialversicherung der Gewerbetreibenden, und der Ärztekammer statt. Beide Seiten zeigten guten Willen, doch noch zu einer Einigung über einen neuen Honorarvertrag zu kommen. Ausschlaggebend dürfte gewesen sein, dass Minister Stöger mit einer Zwangsschlichtung gedroht hatte, was die Positionen beider Verhandlungspartner geschwächt hätte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2010)

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