Jetzt Filmstudenten auf die Finger schauen!

Filmakademie Wien Werkschau 2019 - Film "Favoriten"
Filmakademie Wien Werkschau 2019 - Film "Favoriten"Johannes Höß
  • Drucken

Die Wiener Filmakademie zeigt ausgewählte Werke Studierender. Die Chance eines Einblicks in heimische Leinwandzukunft.

Was treibt eigentlich der heimische Filmnachwuchs? Wer das wissen will, kann im März zur Diagonale nach Graz fahren. Oder sich die im Halbjahrestakt durch die Bundesländer tingelnden Programme der Initiative “Cinema Next” zu Gemüte führen. In Wien gibt es noch eine andere Möglichkeit, die meist unter dem Radar der breiteren Öffentlichkeit bleibt. Seit 2015 veranstaltet die Filmakademie nämlich regelmäßig öffentliche Werkschauen, die anhand ausgewählter Arbeiten Einblick in den kreativen Entwicklungsprozess ihrer Studierenden gewähren. Mit etwas Glück erhascht man hier vielleicht ein Stückchen Leinwandzukunft: Schließlich hat besagte Institution schon Leute wie Barbara Albert, Götz Spielmann und Jessica Hausner hervorgebracht - und Größen wie Ulrich Seidl hochkant rausgeworfen!

Von 19. bis 21. November ist es wieder so weit: Zum fünften Mal werden die Trockenübungen der Filmakademiker einem wohl nicht nur aus Laien bestehenden Publikum zur Begutachtung vorgelegt. Die Gesamtauswahl umfasst mehr als zwanzig Filme, da lässt sich kein Pauschalurteil fällen. Als Stichprobe dient sich der Eröffnungsabend an, der am Dienstag im Gartenbaukino stattfindet (der Rest der Schau läuft im Stadtkino).

Dieser wartet mit vier Kurzspielfilmen auf. Der offensive Auftakt: “Topfpalmen” von Rosa Friedrich, erfreulicherweise auf Film gedreht. Eine Hochzeit wie ein Faschingsfest in der Theatergarderobe: Neonfarben, Blasmusik, bunte Kostüme. Die Nichte der Braut ist vom Bräutigam schwanger, die Mutter vertuscht den Skandal. Eine schrille, surreale Seifenoper, alles ziemlich künstlich - Mara Mattuschka lässt grüßen. Dann: “Nacht” von Florian Kogler. Buben und ein Mädchen streiten sich im Wald um eine Kerze, die Stimmung ist schummrig und angespannt. Jemand hat vergessen, die Helligkeit einzustellen. Was freilich Absicht ist, sagt schon der Titel - trotzdem eher undurchsichtig.

Anschließend der lässigste Film des Abends, “Geh Vau” von Marie Luise Lehner, die schon als Autorin Bekanntheit genießt. Zwei Stadtgirls reden offen über Sex und wickeln dann einen schmähstaden Habschi um ihre Finger. Toll die Darsteller und der Alltagsrealismus, dessen Zwanglosigkeit an Arbeiten des Neuen Rumänischen Kinos erinnert. Zum Abschluss Absurdes, durchaus schmunzeltauglich: In Henning Backhaus’ “Wiener Staatskapelle” bewirbt sich eine sprechende Socke als Kontrabassist.

Was in dieser Auswahl leider fehlt, ist Aufwühlendes und Herausforderndes. Vielleicht findet es sich ja im übrigen Programm, das auch Dokus und Experimentalwerke bereithält. Und am Donnerstagabend sogar einen Psychothriller namens “Percht”.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.