Während sich die Lade im Süden und Westen Österreichs langsam entspannt, wird der angerichtete Schaden durch die Unwetter begutachtet.
Langsam scheint sich die Lage nach den verheerenden Unwettern im Süden und Westen des Landes zu beruhigen. Dafür gibt es erste Schätzungen über den Schaden der Muren, Lawinen und Überflutungen. In Tirol haben diese laut ersten Schätzungen des Landes Tirol rund zehn Millionen Euro Schaden verursacht. Derzeit gäbe es eine Entspannung, "wir müssen aber weiterhin auf der Hut sein", sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz nach der Regierungssitzung. Das Land stelle nun Mittel aus dem Katastrophenfonds zur Verfügung.
Auf welche Summe sich die Schäden tatsächlich belaufen, könne man aber erst zum Schluss genau beurteilen, sagte Platter, der die Gefahr in Osttirol noch nicht gebannt sah. Außerdem könne man feststellen, dass die Zeiträume zwischen solchen Ereignissen immer kürzer werden. In Spitzenzeiten waren während der Unwettersituation, die vor allem Osttirol betrifft, 1.800 Einsatzkräfte gleichzeitig an der Arbeit. Die Mitarbeiter in der Leitstelle sowie in der Landeswarnzentrale wurden verdoppelt.
"Massive Schäden" verzeichne man vor allem im Forstbereich, berichtete Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP). Rund 150.000 Kubikmeter Schadholz habe das Unwetter gefordert. Weil der Boden noch nicht gefroren war, seien zahlreiche Bäume unter der Schneelast umgeknickt. Zudem gestalten sich die Einzelentnahmen dieser Bäume schwierig.
Schulen wieder geöffnet
Nach und nach würde eine Straßenverbindung nach der anderen wieder aufgehen. Zudem seien Kindergärten und Schulen großteils wieder geöffnet, teilte das Land am Dienstag mit. Auch die Lawinengefahr ging von Stufe 4, große Gefahr, auf Stufe 3, erhebliche Gefahr, zurück.
Dennoch kam es in der Nacht auf Dienstag in Dölsach zu einem Murenabgang, die eine Steinschlagsicherung, die Gemeindestraße sowie zwei darunterliegende Wohnhäuser samt einer Holzhütte teilweise schwer beschädigte. Die betroffenen Häuser wurden evakuiert, verletzt wurde niemand.
Dienstagfrüh waren noch rund 1000 Haushalte in Osttirol ohne Strom. In der Nacht waren zwischenzeitlich nur noch 800 Kunden unversorgt, berichtete die Tinetz. Indes dauerten viele Straßensperren weiter an.
Wie der Tag verlaufen werde, hänge stark vom Wetter ab und wie weit die Front über Osttirol hinwegzieht. Für den Dienstag war im Bezirk wieder mit starken Schneefällen zu rechnen, bevor dann am Mittwoch Wetterbesserung eintreten sollte.
Bub mit Hubschrauber in Spital gebracht
In Kärnten war die Lage auch am Dienstag in der Früh noch angespannt. In der Nacht hatte es wieder zu regnen und schneien begonnen, die Niederschlagsmengen blieben aber gering. Am Montagabend musste ein drei Jahre alter Bub aus Heiligenblut ins Klinikum Klagenfurt geflogen werden, er hatte einen Blinddarmdurchbruch erlitten. Heiligenblut war schon seit Tagen von der Außenwelt abgeschnitten. Der Flug wurde laut ÖAMTC mit Nachtsichtbrillen durchgeführt.
Im Laufe des Tages entspannte sich die Hochwassersituation, auch die erwarteten weiteren Niederschläge sollten keine wesentlichen Pegelanstiege bringen. Vor allem im Bezirk Spittal/Drau gab es aber weiter zahlreiche Straßensperren. Besonders stark betroffen war weiterhin das Mölltal, wo auch zahlreiche Schulen geschlossen blieben. Die Lawinengefahr war laut dem Lawinenwarndienst sehr hoch. Von der Außenwelt abgeschnitten war Mallnitz, das nur aus der Luft versorgt werden konnte.
In einigen Gemeinden blieb der Zivilschutzalarm aufrecht. Weitere Murenabgänge wurden nicht gemeldet.In den Bezirken Hermagor und St. Veit/Glan war Aufräumen angesagt, die Schäden durch Überflutungen und Vermurungen sind vorerst nicht abschätzbar. In Gurk wurde im Ortsteil Sandboden am Vormittag die Evakuierung der Häuser aufgehoben, nachdem der Pegel der Gurk zurückgegangen war.
Bad Gastein abgeschnitten
Im südlichen Teil Salzburgs waren die Aufräumarbeiten am Dienstag voll im Gang. Das gesamte Ausmaß des Ereignisses war erst am Montagnachmittag bei Erkundungsflügen festgestellt worden. Alleine im Gasteinertal und im Raurisertal sind jeweils Hunderte abgerutschte Hänge gesichtet worden.
Die massivsten Schäden dürfte es neben dem Gasteinertal im benachbarten Großarltal gegeben haben, sagte der Pongauer Katastrophenreferent Norbert Paßrucker am Dienstag. Bad Gastein war auch am Dienstag weder auf der Straße noch per Bahn erreichbar, Passrucker zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Straßenverbindung im Lauf des Nachmittags wieder geöffnet werden kann. Neben Bad Gastein war am Dienstag auch die Gemeinde Hüttschlag im Großarltal weiterhin nicht erreichbar.
"Wir arbeiten nun alle Schadensfälle nach Priorität ab. Wir schauen, dass zunächst die wichtigste Infrastruktur wiederhergestellt und die evakuierten Häuser wieder bewohnt werden können", so der Katastrophenreferent. Am Dienstagvormittag waren alleine im Pongau noch rund 20 Häuser aus Sicherheitsgründen evakuiert.
Dank der guten Witterung gingen die Aufräumarbeiten am Dienstag überall gut voran. Unterstützt wurden die Hilfsmannschaften auch von rund 50 Soldaten des Bundesheeres. Neben den Arbeiten an beschädigten Straßen oder Wasserleitungen wurden vor allem die großteils randvollen Sperrbauwerke der Wildbach- und Lawinenverbauung geräumt, damit diese bei neuerlichen Niederschlägen und Rutschungen wieder aufnahmefähig sind.