Zinsen

Das Land, in dem es noch Zinsen gibt

Die weltgrößte Volkswirtschaft ist eine der letzten Hochburgen, in denen Anleger mit verhältnismäßig überschaubarem Risiko noch reale Zinsen verdienen können.

Eigentlich bedarf es nur eines simplen Vergleichs, um eine historisch ungewöhnliche Situation zusammenzufassen: Die Rendite für zehnjährige italienische Staatsanleihen lag Anfang November bei einem Prozent, jene für zehnjährige US-Treasuries bei über 1,8 Prozent. In der Theorie räumen Investoren den Vereinigten Staaten also eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit eines Staatsbankrotts ein als den Italienern. Man mag es nicht glauben, wenn man sich auch nur ein wenig mit der Geschichte der globalen Ökonomie beschäftigt hat.

Der Hauptgrund für diese Anomalie ist die Geldpolitik der Notenbanken. Während die Europäische Zentralbank den Geschäftsbanken längst einen negativen Einlagezins verrechnet, hat die Federal Reserve den Aufschwung der vergangenen Jahre schrittweise genutzt, um die Zinsen anzuheben. Entsprechend steht der Leitzins in den USA trotz dreier Senkungen im heurigen Jahr immer noch bei einer Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Nicht nur das: Ende Oktober hat Fed-Chef Jerome Powell klargemacht, dass dieser Wert vorerst beibehalten wird, sofern sich die globale Konjunktur in den kommenden Monaten nicht deutlich eintrübt.

Und so sehen sich Investoren mit einer seltsamen Situation konfrontiert. Außer in den USA lassen sich in nahezu keiner entwickelten Volkswirtschaft noch reale Zinsen – das ist jener Wert nach Abzug der Inflation – mit sehr geringem Risiko verdienen. So lag die Inflationsrate

in der weltgrößten Volkswirtschaft im September bei 1,7 Prozent. Zehnjährige Staatspapiere werfen knapp mehr ab, mit 30-jährigen Treasuries hat sich zuletzt immerhin eine Rendite von etwa 2,4 Prozent erzielen lassen. Davon können Anleger in Europa nur träumen. Renditen zehnjähriger französischer Papiere notieren bei null, deutsche Renditen sind deutlich negativ. Nominal wohlgemerkt, real sieht die Lage noch düsterer aus.

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