Contra

Diese Bewertungs-App ist nichts wert

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Wer Lehrer mit Uber-Fahrern vergleicht, übersieht etwas. Es nennt sich Autoritätsverhältnis.

Das war's fürs Erste. Die Lehrer-App ging offline, weil der junge Gründer offenbar mit Hunderten Hass-Mails bombardiert wurde. Stammen auch nur einige von Lehrern (und davon ist auszugehen), sollten wir uns dringend fragen, wer da auf die Schüler losgelassen wird und warum das nicht aufgefallen ist.

Trotzdem ist die App eine schlechte Idee. Warum, fragen die Befürworter. Schließlich kann ich ja auch die Ärztin, den eBay-Verkäufer oder den Uber-Fahrer schlecht bewerten (und er mich, falls ich ihm kein Trinkgeld gebe). Ausgerechnet die Lehrer müssen wieder einen Aufstand machen! Und überhaupt: Erbringen sie nicht genauso eine Dienstleistung wie eine Chauffeurin oder ein Arzt? Allerdings gibt es da einen kleinen Unterschied, und der nennt sich Autoritätsverhältnis: Ein Pädagoge hat die Aufgabe, den Schülern etwas beizubringen, sie auf das Leben vorzubereiten, nach bestem Wissen und Gewissen ihre Talente zu fördern. Auch wenn die Betreffenden gerade nichts davon wissen wollen und einen Aufstand anzetteln, weil sie wieder einmal eine schlechte Note bekommen haben.

Die Schüler haben genug Urteilsvermögen, um das einzuordnen? Mag sein, dass sich da in letzter Zeit etwas geändert hat. Aber früher, gab es da nicht diese eine Lehrerin, die keiner beim Ausflug mithaben wollte? Denn selbst da hätte sie uns noch gern etwas beigebracht. Sie hat viel erwartet. Dass das auch bedeutete, dass sie uns viel zugetraut hat, so viel Weitblick hatten wir nicht. Nur allzu gern hätten wir sie mit einem anonymen Stern abgestraft. Wie unfair! Schon wieder eine Hausübung! Wir hatten doch Wichtigeres zu tun, als noch ein Buch zu lesen oder schon wieder über Politik nachzudenken. Heute würden wir das wohl anders bewerten.

Hier geht's zum Pro von Julia Neuhauser:
Ein Dank den Erfindern der Lehrer-App

Und jetzt bitte einmal noch bewerten:

Mitreden

Sollen wir uns alle gegenseitig bewerten? Diskutieren Sie mit!

>>> Hier geht's zum Forum

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild: Kinder in der Schule
Schule

Lehrer sollen ab Herbst von Schülern bewertet werden

Das Bildungsministerium hat ein 360-Grad-Feedback ausgearbeitet. Schüler, Eltern, Kollegen und der Direktor sind zur Beurteilung aufgerufen. Teilweise wird diese sogar Pflicht.
A group of students having fun with smartphones after class model released Symbolfoto PUBLICATIONxI
Bewertung

Lehrer-App: Krieg mit Sternen

Die Betreiber haben die App wegen einer „Flut an Hass-E-Mails“ offline genommen. Aber nur vorerst. Die Gewerkschaft spricht von einem „digitalen Pranger“. Die Ministerin prüft.
Gastkommentar

Warum man „Lernsieg“ eine Chance geben sollte

Zur Diskussion über die Schulbewertungs-App: Ein gesundes Maß an Wettbewerb vertragen Lehrer und verträgt die Schule.
Der 18-jährige Benjamin Hadrigan bei der Präsentation der App in der Vorwoche.
Schule

"Flut an Hass-E-Mails": Lehrerbewertungs-App ist offline

Die Hassnachrichten gegen den 18-jährigen Erfinder Benjamin Hadrigan seien „einem Schüler weder in Menge noch Inhalt zumutbar“ gewesen. Das Ende der App ist damit aber nicht eingeläutet.
PK 'NEU ENTWICKELTE APP, MIT DER SCHUeLER KUeNFTIG LEHRER ONLINE BEWERTEN KOeNNEN'
Lehrerbewertungs-App…

Bildungsministerin gibt Prüfung der Lernsieg-App in Auftrag

Der Datenschutzrechtsexperte der Uni Wien, Nikolaus Forgo, soll prüfen ob die Rechte aller Betroffenen gewahrt bleiben und die App im Einklang mit der DSGVO ist.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.