Wer Lehrer mit Uber-Fahrern vergleicht, übersieht etwas. Es nennt sich Autoritätsverhältnis.
Das war's fürs Erste. Die Lehrer-App ging offline, weil der junge Gründer offenbar mit Hunderten Hass-Mails bombardiert wurde. Stammen auch nur einige von Lehrern (und davon ist auszugehen), sollten wir uns dringend fragen, wer da auf die Schüler losgelassen wird und warum das nicht aufgefallen ist.
Trotzdem ist die App eine schlechte Idee. Warum, fragen die Befürworter. Schließlich kann ich ja auch die Ärztin, den eBay-Verkäufer oder den Uber-Fahrer schlecht bewerten (und er mich, falls ich ihm kein Trinkgeld gebe). Ausgerechnet die Lehrer müssen wieder einen Aufstand machen! Und überhaupt: Erbringen sie nicht genauso eine Dienstleistung wie eine Chauffeurin oder ein Arzt? Allerdings gibt es da einen kleinen Unterschied, und der nennt sich Autoritätsverhältnis: Ein Pädagoge hat die Aufgabe, den Schülern etwas beizubringen, sie auf das Leben vorzubereiten, nach bestem Wissen und Gewissen ihre Talente zu fördern. Auch wenn die Betreffenden gerade nichts davon wissen wollen und einen Aufstand anzetteln, weil sie wieder einmal eine schlechte Note bekommen haben.
Die Schüler haben genug Urteilsvermögen, um das einzuordnen? Mag sein, dass sich da in letzter Zeit etwas geändert hat. Aber früher, gab es da nicht diese eine Lehrerin, die keiner beim Ausflug mithaben wollte? Denn selbst da hätte sie uns noch gern etwas beigebracht. Sie hat viel erwartet. Dass das auch bedeutete, dass sie uns viel zugetraut hat, so viel Weitblick hatten wir nicht. Nur allzu gern hätten wir sie mit einem anonymen Stern abgestraft. Wie unfair! Schon wieder eine Hausübung! Wir hatten doch Wichtigeres zu tun, als noch ein Buch zu lesen oder schon wieder über Politik nachzudenken. Heute würden wir das wohl anders bewerten.
Hier geht's zum Pro von Julia Neuhauser:
Ein Dank den Erfindern der Lehrer-App
Und jetzt bitte einmal noch bewerten: