Tennis

Davis Cup: Holpriger Beginn für die neue Zeitrechnung

Fußballstar Piqué will aus dem Traditionsbewerb ein Spektakel machen. Doch nach Startschwierigkeiten reißt die Kritik nicht ab.

Madrid. Gerard Piqué polarisiert. Als glühender Katalane wird der Starverteidiger des FC Barcelona außerhalb des eigenen Stadions regelmäßig ausgebuht, aus der spanischen Nationalmannschaft ist er zurückgetreten. Dafür hat der 32-jährige Familienvater längst in der Geschäftswelt Fuß gefasst, er ist einer der Gründer der Kosmos Holding, die heuer erstmals den reformierten Davis Cup veranstaltet. Und Piqué nutzt seine Popularität bei jeder Gelegenheit um das neue Format zu promoten. Roger Federer mahnte gar, der traditionelle Team-Wettbewerb dürfe nicht zum „Piqué-Cup“ werden.

Auch dieser Tage ist Piqué in Madrid omnipräsent. In der Caja Mágica, wo auch das Madrid Masters über die Bühne geht, steigt das neue einwöchige Final-Turnier des Davis Cup. 18 Teams sind qualifiziert, es gibt ein Gruppenphase, eine K.o.-Runde und am Sonntag ein Finale. Gespielt werden auf Hartplatz je zwei Einzel und ein Doppel auf zwei Gewinnsätze (alle Partien live dazn).

Viel ist also nicht mehr übrig von der 118-jährigen Tradition des Davis Cup, dem klassischen K.-o.-Format, den Heim- und Auswärtsspielen. Doch der Bewerb hatte sich überlebt, das bestreitet kaum jemand. Piqué und Co. wollen den Länderkampf attraktiver und lukrativer machen, für kolportierte drei Milliarden Dollar erhielten sie von der International Tennis Federation (ITF) die Rechte für 25 Jahre.

Der Auftakt am Montag und Dienstag verlief holprig. Piqué musste sich mit Kritikern streiten, ob die Ränge nun leer oder voll waren. Fakt ist, dass viele Sitze frei blieben, zumindest die Auftaktpartie der Spanier am Dienstagabend war ausverkauft (12.000 Zuschauer). Und jene Fans, die gekommen sind, sorgen für Davis-Cup-Atmosphäre. Die Schiedsrichter hatten Mühe, vor den Ballwechseln für Ruhe zu sorgen.

Namhaft besetzt ist das Finalturnier allemal. Nur zwei aller qualifizierten Top-Ten-Spieler verzichten: Daniil Medwedew (RUS) ist erschöpft, Alexander Zverev (GER) kritisierte das Format und den Termin am Saisonende scharf und bestreitet lieber Schaukämpfe in Südamerika gegen Federer (als Schweizer nicht qualifiziert). Noch aber übertragen die großen TV-Stationen nicht aus Madrid, auch die Sponsoren rennen Piqué nicht die Tür ein. So wird auf den Banden das Bühnen-Comeback von Piqués Ehefrau Shakira beworben.

Die Veranstalter rund um den Barça-Star würden ihr Finalturnier gerne im September austragen. Doch da hat sich Federer mit seinem Laver Cup eingerichtet. Das Erfolgsformat, bei dem eine europäische All-Star-Truppe gegen den Rest der Welt antritt, hat auch den Sanktus der ATP und steht im offiziellen Turnierkalender – es heißt, als Gegenleistung für Federers Zusage, im Jänner beim neuen ATP Cup aufzuschlagen. Dann wartet nämlich in Australien schon der nächste Teambewerb, dieses Mal unter dem Dach der ATP (Federer hat seine Zusage inzwischen zurückgezogen).

Beim Davis-Cup-Finale in Madrid greifen nach Rafael Nadal heute Novak Djokovic und Andy Murray für ihre Länder ins Geschehen ein. Sie begleitet ein weiterer Kritikpunkt, denn die prominenten Teilnehmer sollen mit fürstlichen Antrittsgeldern geködert worden sein. „Es gibt offenbar einige Leute, die hoffen, dass es schiefgeht. Ich hoffe, dass es ein großer Erfolg wird“, meinte Murray, mit Großbritannien Davis-Cup-Sieger 2015. Ob heuer Piqué die Trophäe übergeben wird? Bei der Abschluss-Show wird jedenfalls Shakira auftreten. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2019)

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