EM-Qualifikation

Die Squadra Azzurra lässt die Rekorde purzeln

Neuerdings in Grün, aber torgefährlicher denn je: Italiens Nationalmannschaft.
Neuerdings in Grün, aber torgefährlicher denn je: Italiens Nationalmannschaft. (c) REUTERS (CIRO DE LUCA)
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Mit zehn Siegen in zehn Spielen marschierte Italien zur Endrunde, krönender Abschluss war ein 9:1-Schützenfest in Palermo. Auch Spanien blieb unbesiegt und verkündete die Rückkehr von Teamchef Luis Enrique.

Rom/Madrid. Die EM 2020 kann kommen: Mit 9:1 hat Italiens Fußball-Nationalmannschaft Armenien abgefertigt und damit die Qualifikation zur Europameisterschaft ohne Punktverlust beendet. „Gazzetta dello Sport“ zufolge war es der höchste Länderspielsieg der „Azzurri“ seit einem 9:0 gegen die USA (1948) und einem 8:0 ebenfalls gegen die USA (1952). Mehr als neun Tore schossen die Italiener zudem zuletzt bei den Olympischen Spielen 1928 gegen Ägypten (11:3).

Die Auswahl von Trainer Roberto Mancini stand schon vor dem letzten Spieltag als Teilnehmer an der EM 2020 fest, nun hat sie die Qualifikation mit 30 Punkten und 37:4 Toren souverän als Gruppensieger vor Finnland (18 Punkte) abgeschlossen. Im Stadion „Barbera“ in Palermo steuerten Ciro Immobile und Nicolò Zaniolo je zwei Toren bei, je einmal trafen Nicolò Barella, Alessio Romagnoli, Riccardo Orsolini, Federico Chiesa und Jorginho (per Elfmeter). „Italien auf Stärke neun“, jubelte „Gazzetta dello Sport“, „Grand-Italia“ befand „Il Messaggero“.

Mancinis Erfolgsrezept

Die Siegesserie von nunmehr elf Erfolgen hintereinander sind italienischen Medienberichten zufolge ein Rekord. Als erstes Nationalteam blieb Italien nun im 40. EM-Qualifikationsspiel in Folge unbesiegt. Die letzte Niederlage in der EM-Qualifikation musste man im September 2006 beim 1:3 gegen Frankreich hinnehmen.

Für diese Zahlen zeichnet sich auch Teamchef Mancini verantwortlich. Seit Mai 2018 ist der 54-Jährige im Amt, er begann sofort, einen Umbruch einzuleiten, sortierte ältere Spieler aus und verpasste der Mannschaft einen offensiveren Stil. Trumpf ist das Mittelfeld rund um die Spielmacher Jorginho (Chelsea) und Marco Verratti (Paris Saint-Germain).

Doch die Italiener sind gewarnt: In Gruppe J stieß die Mannschaft nur auf wenig Gegenwehr, Griechenland und Bosnien-Herzegowina enttäuschten. Und beim bis dato letzten großen internationalen Turnier lief es nicht so gut: Vor der WM 2018 in Russland schieden sie in der Relegation gegen Schweden aus und waren nur Zuseher. Eine Blamage sondergleichen. Bei der EM 2016 in Frankreich verlor die „Squadra Azzurra“ das Viertelfinale gegen Deutschland nach einem spektakulären Elferschießen.

Ungeschlagen blieb in der Qualifikation auch Spanien: Im Wanda Metropolitano in Madrid überrollte der Gastgeber überforderte Rumänen mit 5:0. Damit hat sich Spanien auch die Setzung in Lostopf 1 für die EM 2020 gesichert. Der Paukenschlag aber folgte erst danach: In einer Pressekonferenz gab Spaniens Verband RFEF bekannt, dass Trainer Robert Moreno durch seinen Vorgänger Luis Enrique ersetzt wird.

„Es war immer klar, dass Luis Enrique zurückkehren würde, wenn er zurückkehren wollte“, erklärte RFEF-Präsident Luis Rubiales. Rubiales zufolge sei „die Tür immer offen geblieben“. „Wir sind sehr zufrieden mit Roberts Arbeit, und wir sind ihm dankbar, aber der Chef des Projekts ist Luis Enrique“, betonte Rubiales.

Tragische Auszeit

Der frühere Barcelona-Coach Enrique war im Juni aus zunächst nicht näher erläuterten persönlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten. Im August gab er bekannt, dass seine neunjährige Tochter an Knochenkrebs gestorben sei. Moreno, der viele Jahre als Enriques Assistent gearbeitet hatte, wurde damals als offizieller Nachfolger berufen. Seine Bilanz kann sich sehen lassen, wie das Sportblatt „AS“ vorrechnete: Der 42-Jährige kann sieben Siege, zwei Unentschieden und die EM-Qualifikation als Gruppensieger vorweisen.

Moreno hatte seine Amtsübernahme „mit gemischten Gefühlen“ beschrieben, im September erklärte er, dass er jederzeit für Luis Enrique Platz machen würde. Zuletzt hatte sich der Coach noch gelassen gegeben. „Es ist normal, dass dein Job infrage gestellt wird, vor allem, wenn du im Scheinwerferlicht stehst. Meine Chance zu bleiben, beträgt 100 Prozent.“ (red.)

EM-TEILNEHMER 2020

19 Mannschaften haben sich als Sieger und Zweitplatzierte der zehn Qualifikationsgruppen bisher für die paneuropäische Fußball-EM 2020

(12. Juni bis 12. Juli) qualifiziert. Im Überblick:

Gruppe A: England, Tschechien. Gruppe B: Ukraine, Portugal. Gruppe C: Deutschland, Niederlande. Gruppe D: Schweiz, Dänemark.Gruppe E: Kroatien. Gruppe F: Spanien, Schweden.Gruppe G: Polen, Österreich. Gruppe H: Türkei, Frankreich. Gruppe J: Italien, Finnland.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2019)

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