Pizzicato

Gustav und der Tiger

Noch einmal sei des genialen Karikaturisten Ironimus alias Gustav Peichl gedacht, der – wie berichtet – am Sonntag hochbetagt gestorben ist.

Er war mit allen Prominenten seiner Zeit gut, zum engsten Freundeskreis freilich zählte neben dem deutschen Kanzler Helmut Kohl der Journalist und ORF-General Gerd Bacher. Als der bisherige Verlagsleiter von Fritz Molden im 16. Stockwerk des Heiligenstädter Pressehauses 1967 erster Generalintendant des reformierten Rundfunks wurde, grübelten im 14. Stock die größten Geister der „Presse“ über Blatt-„Aufmacher“ (also die Seite 1) und Leitartikel. Otto Schulmeister wollte auch noch eine Karikatur. „Lass dir was einfallen, Gustav!“ Peichl war blank. „Da schaute ich aus dem Fenster in die Muthgasse hinunter, dort prangte ein Plakat: Tu den Tiger in den Tank! No also, dachte ich mir, das wär' doch was.“ Flugs strichelte er den Gerd als Tiger, der im Fernsehkastl Einzug hält: Tu den Tiger in den Kasten! Die Leitfigur Bacher, dieser geniale Journalist, Manager und Patriot, trug den Spitznamen „Tiger“ seitdem stets mit Stolz. Und rechtfertigte dies immer wieder als Chef auf dem Küniglberg: Zuerst gefährlich leise, immer leiser, dann ein Wutgebrüll, das nur noch von Helmut Zilk überboten wurde. Und Peichl? Der hatte mit dem Tiger eine seiner bekanntesten Zeichnungen geschaffen. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2019)

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