Benzinpreiserhöhungen

Iran geht von 1500 Toten bei Unruhen im November aus

APA/AFP/ATTA KENARE
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Die Opferzahl der rund zweiwöchigen Unruhen liegt höher als bisherige Schätzungen. Damit könnten so viele Menschen bei Ausschreitungen gestorben sein, wie seit der Islamischen Revolution nicht mehr.

Bei regierungskritischen Protesten im Iran sind offenbar mehr Menschen ums Leben gekommen als bisher angenommen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von drei Vertretern des iranischen Innenministeriums erfuhr, wurden bei den knapp zweiwöchigen Unruhen im November etwa 1500 Menschen getötet. Darunter waren auch mindestens 17 Teenager und rund 400 Frauen sowie Sicherheitskräfte und Polizisten.

Die Zahl liegt deutlich höher als bisher bekannte Schätzungen. Die USA gehen davon aus, dass mehr als 1000 Menschen getötet worden sein könnten. Der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sind eigenen Angaben zufolge mindestens 304 getötete Demonstranten bekannt. Schon damit wären bei den jüngsten Unruhen so viele Menschen getötet worden wie seit den Ausschreitungen der Islamischen Revolution 1979 nicht mehr. Die Führung in Teheran hat sich öffentlich bisher nicht zur Zahl der Todesopfer geäußert.

„Macht, was auch immer nötig ist“

Ausgelöst wurden die Proteste am 15. November durch die Bekanntgabe einer Benzinpreiserhöhung. Zwei Tage später hatten sie die Hauptstadt Teheran erreicht. Es wurden auch Forderungen nach einem Rücktritt der Führung laut. Demonstranten verbrannten Bilder des geistlichen und staatlichen Oberhaupts des Irans, Ayatollah Ali Khamenei. Dieser hat ihm nahestehenden Insidern zufolge verärgert darauf reagiert. "Die Islamische Republik ist in Gefahr", sagte er einem der Insider zufolge bei einem Treffen von hochrangigen Sicherheitskräften und Regierungsmitgliedern am 17. November. "Macht, was auch immer nötig ist, um das zu stoppen. Ihr habt meinen Befehl." Das Büro des Regierungssprechers wollte sich nicht dazu äußern. Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen reagierte nicht auf Anfragen.

(APA/Reuters)

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