Studio. In der Hütteldorfer Straße teilt sich Schillinger sein Atelier mit anderen.
Substitute Phone

Klemens Schillinger: Der stille Beobachter

Der Designer Klemens Schillinger schaut den Menschen auf die Finger. Auch, wenn sie über das Handy wischen.

So passiv, harmlos und teilnahmslos, wie sie aussehen, sind sie nicht, die Dinge, die uns umgeben. Sie schubsen uns, verleiten uns, verführen uns. Doch manchmal helfen sie uns sogar. Wenn die Stuhllehne den Rücken stützt und die leichte Delle in der Sitzfläche die eigenen Körperdellen so gut ausgleicht, dass man plötzlich gute Gründe braucht, um wieder aufzustehen. Wie vom „Channel Chair", den der Wiener Designer Klemens Schillinger entworfen hat. Die formale Analogie ist der Wiener Kaffeehausstuhl. Diesmal aus gebogenem Aluminumprofil. Stapelbar ist er, das braucht weniger Platz. Und zerlegbar auch. Oder eher: zusammengesetzt aus Einzelteilen. Das spart sogar noch mehr Platz, lang bevor der Stuhl seinen eigenen bei den Nutzern gefunden hat. Beim Lagern und Liefern.

Nichts steht mehr unverrückbar. Nicht die Stühle, nicht die Konventionen der Kommunikation. Das Smartphone lässt die Ortsbindung zerbröseln. Und Klemens Schillinger hat sich überlegt, wie er die Smartphone-Bindung der Menschen ein wenig lockern könnte. Mit einem „Substitute Phone", an das man sich klammern kann wie an sein Handy, die Finger kann man auch darüber streichen lassen, über kleine Steinkugeln. „Stein ist für mich das Undigitalste, was es gibt", sagt Schillinger. Passieren wird allerdings nicht viel, außer dass die Nervenzellen in der Haut dem Hirn Feedback liefern. Alle Ähnlichkeiten mit Designs tatsächlicher Smartphones sind erwünscht. Sogar am Gewicht hat sich Schillinger orientiert. Damit das Objekt, das sich fast aller Smartphone-Funktionen entledigt hat, seine eigene und einzige besser erfüllen kann: beruhigen. Indem es einfach da ist.

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