Pizzicato

Am Ende der Welt

Sage noch einer, die Zeitungsbranche sei dem Untergang geweiht, die Nachrichten seien das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind, und die Zeitung von heute sei Schnee von gestern.

Im hintersten Winkel des Globus und des Commonwealth – von Europa aus betrachtet –, in der südlichen Hemisphäre, wo der Sommer vor der Tür steht, an der südlichen Spitze von Neuseelands Südinsel also hat die Lokalzeitung „Otago Daily Times“ die 15 Songtexte des neuen Albums „Everyday Life“ der britischen Supergroup Coldplay abgedruckt, das erst am Freitag erscheinen wird – nicht etwa im Kulturteil, sondern verteilt über das gesamte Blatt. In Zeiten von Twitter und Instagram setzte Frontman Chris Martin ein Statement mit Ausrufezeichen – angekündigt via Twitter, übrigens.

Die Preisfrage ist: Was steckt hinter Martins Aktion? Ein Gag als PR-Coup? Ein Signal der Entschleunigung? Oder suchte er am Ende der Welt ein Refugium vor den Bad News aus Brexit-Britannia, vor dem vorweihnachtlichen Wahlkampf und der November-Trübnis? Die Royals Charles und Camilla taten es ihm gleich. Der Kronprinz trat den Neuseeland-Trip just an, als das Interview seines Bruders Andrew Furore machte. Es wäre aber eine Illusion, zu glauben, das PR-Fiasko von „Randy Andy“ würde ihn im Kiwi-Country nicht einholen – selbstverständlich auch in der „Otago Daily Times“. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2019)

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