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Steiermark-Wahl: Aufregung um Tagung von Rechten zum Thema "Volk"

Die Presse
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Am steirischen Wahlwochenende organisiert der Freiheitliche Akademikerverband eine Konferenz mit. Dabei wird unter anderem der FPÖ-nahe Historiker Lothar Höbelt über „Entgermanisierung? Österreich und Deutschland nach 1945“ sprechen.

Eine umstrittene Herbsttagung von rechten Akademikern am Wochenende der steirischen Landtagswahl sorgt im Vorfeld für Aufregung in der Steiermark. Die mehrtägige Veranstaltung zum Thema "Volk" in Semriach, einem Ort nördlich von Graz, wird vom deutschen Institut für Staatsforschung (IfS) zusammen mit dem Freiheitlichen Akademikerverband Steiermark (FAV) organisiert.

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Das IfS wurde unter anderem von dem rechten Verleger Götz Kubitschek gegründet und gilt als Denkfabrik der "Neuen Rechten" in Deutschland. Die Anmeldung zur Veranstaltung erfolgte durch den Grazer FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl, der schon als Vermieter für die Identitären in Graz Schlagzeilen gemacht hat. In der "Kleinen Zeitung" vom Donnerstag bedauert Sickl die Kollision mit der Landtagswahl: "Wir haben den Akademietermin schon vor einem Jahr angesetzt." Das Vorziehen der Landtagswahl habe sich hingegen erst diesen Herbst ergeben.

ÖH unterstützte Aktion gegen Höbelt

Der FPÖ-nahe Historiker Lothar Höbelt ist Redner bei der Tagung. Er referiert über die "Entgermanisierung? Österreich und Deutschland nach 1945". Linke Aktivisten hatten aus diesem Anlass am Mittwoch eine Vorlesung Höbelts an der Universität Wien gestört und "Nazis raus" skandiert. Die Aktivisten hielten im Hörsaal ein Banner mit der Aufschrift "Kein Raum für Nazis an der Uni" hoch. Es wurden auch Zettel mit einer Auflistung von umstrittenen politischen Aktivitäten Höbelts verteilt. Von der HochschülerInnenschaft (ÖH) an der Universität Wien wird die nur wenige Minuten dauernde Aktion unterstützt. Die FPÖ forderte Konsequenzen für die Aktivisten.

Am Programm der seit Jahren stattfinden "Herbsttagung" der Rechten stehen weiters ein Vortrag des Juristen Thor von Waldstein über "Volk. Ein deutscher Begriff", Nils Wegner über die "Verzerrung des Volksbegriffs in den USA" und Benedikt Kaiser über "Ethnizität und Exterritorialität".

Der steirische FPÖ-Chef, Mario Kunasek, wird in der "Kleinen Zeitung" vom Donnerstag damit zitiert, dass der FAV keine Partei-Vorfeldorganisation sei. Dass die Veranstaltung eine Tagung Rechtsextremer sei, weist Sickl zurück: "Diese Verortung liegt wohl daran, dass die befragten Experten dem linken Spektrum zuzuordnen sind." Auch die Nähe der Referenten zu den Identitären lässt er so nicht gelten: "Weil man einmal gemeinsam aufgetreten ist, heißt das noch nichts. Das erinnert mich ja schon an die 'Kontaktschuld' in der DDR." (APA)

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