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Totaler Schwenk: Verkauft Semperit sein Kerngeschäft?

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Der Gummikonzern dürfte aus der Handschuhproduktion aussteigen, weil sie schon Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe verursachte. Die Alternativen sind nur wenig attraktiv.

Am Anfang waren die Reifen. Semperit: Der Name war nicht nur in Österreich seit dem Jahr 1900 das Synonym für eine Industrieperle, das Unternehmen in Traiskirchen war in den 70er-Jahren mit 15.000 Mitarbeitern einer der größten Reifenproduzenten Europas. Das ist lange her. Der strategischen Fehlentscheidungen und der damaligen Automobilkrise geschuldete Todeskampf zog sich über viele Jahre – bis der 1985 eingestiegene neue Eigentümer, Conti, endgültig das Licht abdrehte. 2002 lief der letzte Reifen vom Band.

So lange will Martin Füllenbach nicht zusehen. Er ist seit 2017 Chef von Semperit – jenes Konzerns, der nach dem Niedergang der Reifenproduktion aus der Latex-Sparte in Wimpassing geformt wurde. Die Industriegruppe stieg zwar ebenfalls zum Weltkonzern auf, sie kämpft aber nun – wie sich die Geschichte doch wiederholt – ebenfalls mit gravierenden Problemen im Kerngeschäft, der Untersuchungshandschuh-Sparte Sempermed. Weshalb Füllenbach, dessen radikales Restrukturierungsprogramm für den ganzen Konzern schon Erfolge zeigt, letztlich zum „Befreiungsschlag“ ansetzen dürfte. Im Klartext: Semperit dürfte die Handschuhproduktion mit insgesamt 3000 Mitarbeitern (davon nur 100 in Österreich), die für ein Drittel des Konzernumsatzes steht, verkaufen.

Noch ist nichts entschieden. Aber: Obwohl das Betriebsergebnis nach einem negativen ersten Halbjahr ins Positive drehte, habe sich „die Situation im Sektor Medizin angesichts des hochkompetitiven Marktumfelds weiter verschärft und unsere relative Wettbewerbsposition zuletzt deutlich verschlechtert“, sagte Füllenbach am Donnerstag. „Vor diesem Hintergrund prüfen wir strategische Optionen für den Sektor.“

(Zu) viel Geld für Fortführung

Die sind Fortführung, Hereinnahme eines Partners oder eben Verkauf. Viel spricht für Letzteres, wobei sich auch ein guter Preis erzielen ließe, wenn Sempermed einem Interessenten gut ins Portefeuille passt. Um Sempermed fitzutrimmen und weiterzuführen, „müssten wir viel mehr investieren als bisher angenommen“, sagt Semperit-Sprecherin Monika Riedel zur „Presse“. Sie verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Semperit erneut einen „wesentlichen“ Abschreibungsbedarf für die Sparte habe, dessen Höhe noch offen sei. Deshalb sei auch die Veröffentlichung des endgültigen Neun-Monats-Berichts verschoben worden. Im Vorjahr wurden auf die Sempermed 55 Mio. Euro abgeschrieben, 2017 war es etwa halb so viel.

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