Bildung

Wirtschaft und Forschung sollen besser zusammenarbeiten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mit dem größten Wirtschaftsförderungsfonds, der nicht zum Bund gehört, will Wien praxisnahe Forschung künftig verstärkt unterstützen. Durch Maßnahmen wie WLAN in Pflichtschulen soll die Zahl der Digitalisierungsverlierer sinken.

Beim Thema Bildung spielt die Bundeshauptstadt Wien österreichweit in einer eigenen Liga. Denn neben den 235.000 Schülern an den Wiener Schulen leben in der Stadt auch rund 194.000 Studenten. Diese besuchen eine der neun Universitäten, fünf Privatuniversitäten und fünf Fachhochschulen.

Wien ist damit die größte Universitätsstadt im deutschsprachigen Raum und verweist das immerhin beinah doppelt so große Berlin mit 191.000 Studenten auf den zweiten Platz – wenngleich die Zahl der Studenten in der deutschen Hauptstadt in den vergangenen Jahren rasant zugelegt hat und weiter wächst.

Mit knapp 30.000 TU-Studenten sind Techniker dabei zwar deutlich in der Minderheit, dennoch gibt es jedes Jahr Tausende Absolventen von Studienrichtungen, die sich mit den Veränderungen beschäftigen, die es durch die Digitalisierung in Gesellschaft und Wirtschaft gibt und in Zukunft noch geben wird.

Spätestens an dieser Stelle will die Stadt allerdings einhaken, sagt der Wiener Bürgermeister, Michael Ludwig, im Gespräch mit der „Presse“: „Wir wollen keine Stadt der zwei Geschwindigkeiten sein, bei der es manche gibt, die diese Technologien nutzen können, und andere, die zurückbleiben.“

Wie viele Jobs bleiben?

Daher will Wien im Bildungssystem verstärkt dafür sorgen, dass es weniger Digitalisierungsverlierer gibt. „Wir wollen die Digitalisierung so begleiten, dass die sozialpolitischen Auswirkungen so gering wie möglich sind“, so der Wiener Bürgermeister. Verschiedene Studien gehen ja davon aus, dass es viele heutige Jobs in Zukunft nicht mehr geben wird.

Eine konkrete Maßnahme sei, dass in den kommenden zwei Jahren sämtliche Wiener Pflichtschulen so ausgestattet werden sollen, dass es WLAN mit Internetzugang in allen Klassenzimmern gibt. „Aber auch im Bereich des lebensbegleitenden Lernens wollen wir mit den verschiedensten Bildungsinstitutionen Initiativen setzen“, sagt Ludwig.

Gleichzeitig soll aber auch die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft in diesem Bereich verbessert werden. „Wir haben mit dem WWTF – dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, den größten Wissenschaftsförderungfonds, der nicht zum Bund gehört“, so der Bürgermeister. „Damit wollen wir in der Förderpolitik Akzente setzen, etwa indem wirtschaftsnahe Projekte der Wissenschaft unterstützt werden.“

Um mit der Digitalisierung richtig umzugehen, bedarf es laut Ludwig aber auch einer Institution, die mitunter als verstaubt gilt: der Sozialpartnerschaft. Er habe daher gemeinsam mit den Vertretern von Arbeitnehmern und Arbeitgebern – „bis hin zur Landwirtschaftskammer“ – auch bereits einen Sozialpartnergipfel organisiert, so Ludwig. Titel der Veranstaltung: „Digitalisierung und Bildung“.

Das Ergebnis solle schlussendlich ein „Konzept sowohl für die Erstausbildung als auch die Weiterbildung sein“, mit dem „der Prozess der Digitalisierung sozialpartnerschaftlich begleitet werden kann“, sagt Ludwig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2019)


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