Die Rektoren wollen ein eigenes Wissenschaftsressort. Der Zusammenschluss mit der Bildung habe sich nicht bewährt. Jener mit der Wirtschaft schon eher.
Wien. Die heimischen Universitäten hissten die schwarzen Flaggen. Sie verliehen im Dezember 2013 damit ihrem Protest gegen eine Fusion des Wissenschafts- und Wirtschaftsministeriums Ausdruck. Damals galt das als Skandal. Heute sehen die Rektoren das offenbar anders. „Im Rückblick ist man immer klüger“, sagt Oliver Vitouch, der Vorsitzende der Universitätenkonferenz (Uniko).
Eigentlich habe sich die damalige Kombination aus Wirtschaft und Wissenschaft unter Reinhold Mitterlehner „sehr bewährt“. Jedenfalls sei das besser als der derzeitige Zusammenschluss von Bildung und Wissenschaft. Der bisherige Minister, Heinz Faßmann, sei zwar „über die Maßen systemkundig“. Das Erhoffte habe das „aber nicht gebracht“. Vor allem sei die Ressortführung eines Bildungs- und Wissenschaftsministeriums „so sehr mit Bildungs- und Schulthemen beschäftigt, dass für die Wissenschaft zu wenig Zeit und Aufmerksamkeit bleibt“, sagt der Rektorenchef.
An die neue Regierung haben die Rektoren deshalb eine konkrete Forderung: ein eigenes Ministerium für Wissenschaft, Forschung, Innovation und Technologie. Sämtliche bisher verstreute Forschungsthemen sollten gebündelt werden. Ein solches Ressort sollte nach Geschmack der Rektoren idealerweise auch die Pädagogischen Hochschulen (PH), die autonomer werden müssten, beheimaten. Bisher unterstanden sie stets dem Bildungsministerium.
Maßnahmen gegen inaktive Studenten
Das eigenständige Ressort ist nur eine von sieben Forderungen an eine künftige Regierung. Einmal mehr pochen die Rektoren auf mehr Geld. Das Uni-Budget müsse für die nächste Leistungsperiode (von 2022 bis 2024) um 2,1 Milliarden Euro steigen. Allein für die Abdeckung von Inflations- und Struktureffekten, wie etwa Gehaltssteigerungen, brauche es 0,7 Milliarden. Eine halbe Milliarde müsste in die Verbesserung der Betreuungsrelation gesteckt werden, weitere 0,35 Mrd. in den Ausbau der Digitalisierung und 0,55 Mrd. in Bauten und Mieten. Gestärkt müsse auch die Grundlagenforschung werden. Es brauche ein Forschungsfinanzierungsgesetz mit Wachstumspfad.
Eine neue Regierung solle auch für eine Modernisierung des Studienrechts sorgen. Damit könnte sich für Studenten einiges ändern. Die Rektoren wollen die Verbindlichkeit im Studium erhöhen. So sollte zwischen der Uni und dem Studierenden ein Lernvertrag abgeschlossen werden. Wer die Ziele nicht erreiche, müsse mit Konsequenzen rechnen, erklärt Vitouch. Sie könnten finanzieller Natur sein. Bei längerer Inaktivität solle nach Wunsch der Rektorenkonferenz aber sogar die Inskription erlöschen.
Handlungsbedarf sehen die Rektoren auch bei den Privatuniversitäten. Viele dieser seien „weder privat noch Unis“. Das führe zu einer „Banalisierung des Universitätsbegriffs“. Außerdem gebe es einen Etikettenschwindel. Viele der Privatuniversitäten seien eigentlich Landes-Unis. Sie seien so manchem Landeschef ein großes Anliegen.
Apropos Landeshauptleute: Deren Forderung nach einer Erhöhung der Anzahl der Medizinstudienplätze sei ebenso Unfug. Auch hier wünschen die Rektoren sich Rückendeckung durch eine neue Regierung.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2019)