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"Brauchen Europa": Europas Großbanken rufen nach Bankenunion

29th Frankfurt European Banking Congress (EBC) takes place in Frankfurt
29th Frankfurt European Banking Congress (EBC) takes place in FrankfurtREUTERS
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Der deutsche Finanzminister Scholz hatte die gemeinsameEinlagensicherung wiedre ins Spiel gebracht. Kritiker fürchten Schieflagen bei Geldhäusern in Südeuropa.

Europas führende Banker trommeln für eine Bankenunion und die in Deutschland heftig umstrittene gemeinsame Einlagensicherung. "Wir brauchen Europa. Wir sollten mehr darüber reden, wie wir es stärken könnten", sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing am Freitag auf einem Bankenkongress in Frankfurt.

Ein wichtiger Baustein sei die Bankenunion, deren Umsetzung schon vor Jahren beschlossen wurde, allerdings ins Stocken geraten ist. HSBC-Vize-Verwaltungsratschef Jonathan Symonds pflichtete Sewing bei: "Die Antwort auf Globalisierung ist nicht Fragmentierung. Wenn wir eine Ansammlung von heimischen Spielern sind, spielen wir nicht gut genug."

Die vor rund fünf Jahren auf den Weg gebrachte Bankenunion sieht unter anderem einheitliche Finanzmarktrichtlinien und Regelungen zur Bankenabwicklung innerhalb der Europäischen Union (EU) vor. Die damit verbundene gemeinsame Einlagensicherung wird in Deutschland skeptisch gesehen. Kritiker vor allem bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken fürchten, bei Schieflagen von Geldhäusern in Südeuropa in die Haftung genommen zu werden. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte Anfang November in der Debatte um eine EU-Einlagensicherung aber Kompromissbereitschaft gezeigt und damit die Steine wieder ins Rollen gebracht. Österreichs Finanzminister Eduard Müller hat sich vorsichtig zustimmend dazu geäußert.

Commerzbank-Chef stützt Finanzminister Scholz

Commerzbank-Chef Martin Zielke stellte sich hinter Scholz. "Wir können nicht zulassen, dass die weitere europäische Integration ein Traum bleibt", sagte er. Durch eine Bankenunion würde die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Finanzinstitute deutlich erhöht. "Eingequetscht zwischen den USA und China kann Europa nur erfolgreich sein, wenn es stärker zusammenwächst." Banken müssten in die Offensive gehen. Die Zeit laufe davon.

Hoffnungen setzen die Banker auch in die neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde. Bei ihrem ersten großen Auftritt als oberste Währungshüterin vor der europäischen Finanzelite forderte sie eine stärkere wirtschaftliche Unabhängigkeit Europas. Die EZB werde auch künftig eine Schlüsselrolle bei der Sicherung des Wohlstands in der Eurozone spielen. Allerdings müssten die Regierungen dazu ebenfalls ihren Beitrag leisten.

Lagarde forderte angesichts der steigenden Unsicherheiten durch die globalen Handelskonflikte, die Wirtschaft der Eurozone unabhängiger vom Export zu machen und die Binnennachfrage zu stärken. Die EZB werde ihren Teil dazu beitragen. "Die Geldpolitik wird weiterhin die Wirtschaft unterstützen und auf zukünftige Risiken reagieren im Einklang mit unserem Mandat für Preisstabilität," sagte Lagarde. Mit ihrer Rede gab sie gleichsam ihre Visitenkarte in der europäischen Finanzwelt ab.

"Die konjunkturstützende EZB-Geldpolitik war ein zentraler Treiber für die Binnennachfrage während der Erholungsphase und diese Ausrichtung bleibt bestehen", betonte die EZB-Präsidentin. Bei ihrem Auftritt zielte sie vor allem auf die großen ökonomischen Herausforderungen Europas ab und wählte eine entschiedene politische Tonart. Auf die aktuelle Geldpolitik und den Streit darüber im EZB-Rat ging sie dagegen nicht ein.

(APA/Reuters)

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