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Coldplay: Für Brüderlichkeit, gegen Einwegplastik

Chris Martin von Coldplay.
Chris Martin von Coldplay. (c) imago images/Independent Photo A (imago stock&people via www.imago)
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Die britische Band hat „Everyday Life“, ihr achtes, höchst üppig arrangiertes Album, in Amman präsentiert.

„Everyone hurts“, singt Chris Martin, zart R.E.M. zitierend, im Titelsong des neuen Albums von Coldplay – und fragt zu zitternden Geigen: „How in the world am I going to see you as my brother, not my enemy?“ Es ist das alte Thema dieser britischen Edelpopper: Sie wollen ach so gern mitleiden mit all dem Elend der Welt, nicht nur aus dem goldenen Käfig zusehen . . .

In diesem Pathos ähneln sie den irischen Kollegen von U2, sie müssen sich aber hörbar mehr anstrengen. Was manchmal – etwa im Song „Trouble in Town“, wo sich Martin zu pochenden Beats der Vorstadt und dem „law of the street“ anbiedert – etwas peinlich klingt, manchmal, zum Beispiel im Gospel „Broken“, fast rührend. Immer sehr aufwendig arrangiert jedenfalls und reich dekoriert mit Straßenklängen aus aller Welt, die Chris Martin mit dem Smartphone aufgenommen hat. In „Orphans“ sollen solche Sounds wohl das Kriegselend (Textzitat: „bombs going boom ba-boom-boom“) von Kindern illustrieren. Am glaubhaftesten wirkt Martin, wenn er im Refrain – zu einem Chor, der an „Sympathy for the Devil“ erinnert – davon träumt, jung und sorglos zu sein. Allerdings habe er für diesen Song „viel nachgedacht über all die Kinder in den Flüchtlingscamps“, erklärte er im Radio.

In einem anderen Interview träumte er davon, „eine Show zu haben, bei der kein Einwegplastik verwendet wird – und sie weitgehend mit Solarkraft zu betreiben“. Erst wenn das möglich ist, wollen Coldplay wieder auf Tour gehen. Einstweilen stellten sie das Album am Freitag bei zwei Konzerten in Amman, Jordanien, vor: die erste Hälfte („Sunrise“) in der Früh, die zweite („Sunset“) am Abend. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2019)

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