Spectrum

Gemeindebau neu: Wie viel weniger ist mehr?

Gemeindebau neu: der Barbara-Prammer-Hof in Wien-Favoriten.
Gemeindebau neu: der Barbara-Prammer-Hof in Wien-Favoriten.(c) Hertha Hurnaus
  • Drucken

Leistbar: Das sollte der 2015 angekündigte „Gemeindebau neu“ jedenfalls sein. Und wo bleibt die Qualität? Jetzt ist das erste Projekt fertig, und es überzeugt: Zumindest in diesem Fall hat man am richtigen Platz gespart.

Selten hat ein Wohnbau in den vergangenen Jahren so viel gute Presse gehabt wie dieser. Das liegt nicht an der Architektur, zumindest nicht in erster Linie, sondern daran, dass er der erste neu errichtete Gemeindebau der Stadt Wien seit 15 Jahren ist. 2004 hatte die Stadt beschlossen, zusätzlichen geförderten Wohnbau nur noch über Genossenschaften zu errichten. Am Status der 220.000 bestehenden Wiener Gemeindewohnungen, in denen 500.000 Menschen leben, änderte das nichts. Mit Bruttomieten von durchschnittlich 6,28 Euro pro Quadratmeter liegen sie preislich deutlich unter den Mieten im privaten Sektor und helfen damit, die Preissteigerung zu dämpfen.

Das Herz auf dem rechten Fleck: schön proportionierter Innenhof mit Terrassen
Das Herz auf dem rechten Fleck: schön proportionierter Innenhof mit Terrassen(c) Hertha Hurnaus

Der Gemeindebau wurde durch die Entscheidung des Jahres 2004 zwar nicht abgeschafft, aber zu einem historischen Modell erklärt, zu einem wichtigen, aber etwas verstaubten Symbol des „Roten Wien“. Tatsächlich kann man sich Projekte wie die Umnutzung der Gasometer in Simmering kaum als Gemeindebauten vorstellen, genauso wenig die autofreien oder gendergerechten „Themensiedlungen“ – nicht weil sie im Gemeindebau keinen Platz gehabt hätten, sondern weil der Gemeindebau stets dem utilitaristischen Prinzip des „größtmöglichen Glücks für die größtmögliche Zahl“ gefolgt war und so eher dem Durchschnittlichen als dem Besonderen zuneigte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.