Rückblick

Radu Filipescu: Jogging mit der Securitate

Als rumänischer Dissident zu Zeiten Ceauşescus saß Radu Filipescu in Haft, wurde geschlagen und verfolgt – und lernte damit zu leben. Ein Rückblick 30 Jahre nach der Revolution.

Zukunft. Das war für Radu Filipescu etwas, das keine Aussicht auf Besserung versprach. Im Gegenteil. Es war Anfang der 1980er-Jahre, als er immer deutlicher ein Gefühl der Enttäuschung spürte. „Über mich selbst und mein Land.“ Alle beschwerten sich über Diktator Nicolae Ceauşescu und seine Frau. Wirklich zu artikulieren wagte das aber kaum jemand. Immerhin, mit Humor versuchte man die Zustände zu verarbeiten. „Aber“, sagt Filipescu, „es reicht nicht, Scherze zu machen.“ Und so beschloss er, aktiv zu werden.

Es war nicht ungefährlich, was er als Dissident im damals kommunistischen Rumänien machte. Er begann, Flugblätter zu drucken – um die 10.000 Stück fertigte er im Keller seiner Eltern. Und verteilte sie im Jänner 1983 gemeinsam mit einem Freund in Postkästen. „Menschen, die den Sturz des Ceauşescu-Regimes wollen, geht am Sonntag, 30. Jänner, zwischen 17 und 18 Uhr auf die Straße.“ Allein, als er am Tag der geplanten Aktion zum vereinbarten Treffpunkt kam, war dort kaum jemand. Doch war er damit ins Visier der Securitate geraten, des berüchtigten Geheimdiensts. Und als er später erneut Flugblätter verteilte, wurde er auf der Straße verhaftet.

„Fünf Monate lang wurde ich verhört“, erzählt er. Im Vergleich zu anderen Dissidenten hatte er Glück: „Manche sind verschwunden, und man hat nie mehr von ihnen gehört.“ Ihm wurde der Prozess gemacht und er zu zehn Jahren Haft verurteilt. Doch seine Familie machte Druck, knüpfte Kontakte zu Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen. Deswegen, und wohl auch, weil über seinen Fall auch auf Radio Free Europe berichtet wurde, wurde er schon nach drei Jahren wieder freigelassen.

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