Walk of Häme

Gold im Strumpf und Speicher

Oder: Warum Goldbarren als Geldersatz auch in Entenhausen ihre Tücken haben.

Ja, das mit dem Gold als Notgroschen für schlechte Zeiten ist eine naheliegende Idee, aber auch eine komplizierte Sache. Denn während man Bargeldreserven in einem Strumpf oder in einem Strumpf unter der Matratze (ist es besonders viel Geld sogar in der Matratze statt der Füllung) oder vielleicht in der Keksdose in der Küche verstecken kann, ist das mit Goldbarren viel komplizierter. Die sind zu groß und zu hart, um darauf schlafen zu können, passen auch nicht in handelsübliche Keksdosen und sind überhaupt zu sperrig, um sie in konventionellen Geldverstecken so ohne Weiteres unterzubringen. In der Mickey Mouse werden Goldbarren deshalb oft in Tarnfarben angestrichen, um so zu verschleiern, dass es sich bei den dann unscheinbaren Quadern um Schätze aus Edelmetall handelt.

Aus der Mickey Mouse kennt man auch, dass man Gold lieber nicht auf der Bank in Schließfächern lagert, weil man Angst davor hat, es könnte dort nicht sicher genug sein. Gut, in Entenhausen treiben auch Panzerknacker ihr Unwesen. Andererseits könnte man auch gewarnt sein, weil ja aus unzähligen Geschichten bekannt ist, wie anfällig für Manipulationen so ein Geldspeicher ist.

Doch auch zwei weitere Umstände machen Goldbarren als einen krisensicheren Vermögensspeicher für den Fall, dass nichts mehr funktioniert, nur bedingt geeignet: Aus „Hans im Glück“ wissen wir, man kann das Gold nicht in kleinere Einheiten teilen, sondern muss es im Ganzen tauschen. Hans bekommt für sein Gold (dem Lohn für seine absolvierte Lehrzeit) immerhin noch ein ganzes Pferd (dem reinen Wert nach wohl trotzdem viel zu wenig, es war immerhin ein Goldklumpen, der so groß war, dass Hans den Kopf nicht gerade halten konnte, und so schwer, dass er ihn auf der Schulter drückte). Doch was passiert, wenn man einfach hungrig ist? Tauscht man Goldbarren gegen Brot, wird man seinen Vorrat wohl bald aufgegessen haben. Und wie gibt man auf einen Goldbarren heraus?

Zweitens darf man auch das Gewicht nicht aus den Augen verlieren. Wie problematisch das sein kann, wenn man schnell damit weg will, wissen wir aus Tunesien. Im Jahr 2011 musste im Zuge der Proteste des Arabischen Frühlings der Machthaber Ben Ali überstürzt das Land verlassen. Seine Goldreserven im Wert von 45 Millionen Euro wogen allerdings ganze 1,5 Tonnen . . .

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.