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Anekdoten für die Dinnerparty

Die Podcaster Andrew Hunter Murray, Dan Schreiber, Anna Ptaszynski und James Harkin (v. l.) kommen nach Wien.
Die Podcaster Andrew Hunter Murray, Dan Schreiber, Anna Ptaszynski und James Harkin (v. l.) kommen nach Wien.(c) Freddy Soames
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Für „No Such Thing as a Fish“ bekommen vier Briten den Heinz Oberhummer Award verliehen. Darin erzählen sie wöchentlich überraschende Fakten.

Der Beruf, den die meisten Menschen als am gruseligsten empfinden, sei jener des Clowns. (Laut derselben Studie sollen Meteorologen am wenigsten furchteinflößend sein.) Auf Netflix gebe es über 80.000 Kategorien, die teilweise nur einen Film beinhalten (etwa „blutrünstige kanadische Rachefilme“). Und in Finnland sei die Dichte an Metalbands weltweit am höchsten.

Wer den Podcast „No Such Thing as a Fish“ hört, lernt diese und ähnliche Fakten, die einen überraschen oder zum Schmunzeln bringen können – jedenfalls aber unterhalten. Denn die vier Briten James Harkin, Andrew Hunter Murray, Anna Ptaszynski und Dan Schreiber sammeln jede Woche Anekdoten, die sie einander in einem Londoner Studio vor dem Mikrofon erzählen.

„Wir setzen uns einfach zusammen und zeigen uns das Beste, das wir in dieser Woche gelernt haben“, sagt Schreiber. „Es sind meistens Geschichten, die jede Unterhaltung auf einer Dinnerparty spannender machen.“ Grob bespreche man vor der Aufnahme das Thema der Fakten miteinander, ansonsten würden die anderen sich genauso wie der Hörer von den Erzählungen überraschen lassen.

Jubiläumsfolge live in Wien

Die vier lernten sich bei Recherchearbeiten für die britische TV-Show „QI“ („Quite Interesting“) kennen. Dort arbeiten auch noch immer alle außer Schreiber, der mit nur 19 Jahren angeheuert wurde. „Es ging nicht um formale Bildung, sondern man wurde auf der Basis eines guten Gesprächs angestellt – das war großartig.“ In der Sendung des Senders BBC 2 geht es ebenso um „random facts“. „Wir fanden so viele spannende Fakten, die wir für die Show nicht verwenden konnten, dass wir beschlossen, diese den Leuten selbst zu erzählen“, sagt Schreiber. Das „QI“-Spin-off, das als Hobby begann, hat sechs Jahre später 299 aufgenommene Episoden und ist einer der beliebtesten Podcasts in Großbritannien. Im Zuge ihrer Tour „In No Particular Order“ kommen die Macher nun erstmals nach Europa und bis nach Wien.

Denn am Montag bekommen Harkin, Murray, Ptaszynski und Schreiber den heurigen Heinz Oberhummer Award, benannt nach dem „Sciene Busters“-Mitgründer, verliehen. Der mit 20.000 Euro und einem Glas Alpakakot dotierte Preis zeichnet Menschen aus, die Wissenschaft mit einer Prise Humor für ein breites Publikum zugänglich machen. „Das ehrt uns natürlich sehr“, sagt Schreiber. „Vor allem, weil es ein wissenschaftlicher Award ist.“

Auf der (ausverkauften) Gala im Wiener Stadtsaal wird auch live die 300. Episode des Podcasts aufgenommen. Welche vier Fakten man dort erzählen werde, sei noch nicht ganz beschlossen. „Ein Fakt beschäftigt sich jedenfalls mit Wien, der andere mit einem berühmten österreichischen Wissenschaftler“, so Murray. „Ein kleiner  Hinweis, wer das sein könnte, befindet sich im Namen des Preises, den wir bekommen.“

Der Titel des Podcasts basiert übrigens selbst auf einem der Fakten, über den die vier während ihrer Arbeit für „QI“ stolperten. „In einem Buch über Leben im Wasser steht auf der ersten Seite, dass es so etwas wie einen Fisch nicht gebe“, erzählt Schreiber. Denn nicht alle Kreaturen, die man heute Fisch nennt, würden von denselben Vorfahren stammen. Vielmehr hätten viele Fische und vierbeinige Wesen dieselben Vorfahren. „Wir dachten uns – warum nicht auch einen lustigen Fakt zum Titel des Podcasts machen?“

Fakten in Fast-Food-Magazinen

Probleme, jede Woche Fakten zu finden, gebe es keine. „Wir lesen einfach ständig, vor allem Sachbücher und Zeitungen, und unterhalten uns mit vielen Menschen“, sagt Murray. Fakten finde man oft auch an Orten, an denen man es nicht erwarten würde: „Zum Beispiel in einem Magazin eines Fast-Food-Restaurants.“ Zuletzt fand Murray einen Fakt in William Makepeace Thackerays „Jahrmarkt der Eitelkeiten“: „Wenn jemand mit viel Geld im 19. Jahrhundert krank wurde, entfernten die Diener den Türklopfer, weil diese zu laut waren. Und auf Pferdehufen wurden Geräuschdämpfer montiert.“

Wer selbst lieber liest, als Podcasts zu lauschen, kann übrigens die besten Fakten auch im „Book of the Year“ nachlesen. „Wir sammeln jedes Jahr die lustigsten Dinge in einem Buch“, sagt Schreiber. „Es soll daran erinnern, dass wir gerade in einer interessanten Zeit leben.“ Das neueste Exemplar präsentieren die Podcaster übrigens auch auf der Wiener Gala.

Auf einen Blick

Die Briten James Harkin, Andrew Hunter Murray, Anna Ptaszynski und Dan Schreiber veröffentlichen seit 2014 jede Woche eine Episode des Podcasts „No Such Thing as a Fish“ (zu hören auf Plattformen wie Spotify, Apple Podcasts und Google Play). Darin erzählt jeder einen überraschenden Fakt, den er in der Woche gehört oder gelesen hat – und nichts scheint zu bizarr zu sein. Die aktuelle Livetour „In No Particular Order“ führt die vier nach Wien. Dort bekommen sie den Heinz Oberhummer Award 2019 verliehen und nehmen die 300. Folge live auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2019)

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