Steiermark-Wahl

Grüne: Erstmals zweistellig – und möglicher Partner?

Das Ergebnis sei ein „eindeutiges Zeichen für Veränderung in der Steiermark“, sagt die steirische Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl.
Das Ergebnis sei ein „eindeutiges Zeichen für Veränderung in der Steiermark“, sagt die steirische Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Mit der Stimmenanzahl wächst auch das Selbstbewusstsein der Grünen: Die Partei erzielt ein Ergebnis deutlich über 10 Prozent – und bringt eine Dreierkoalition mit ÖVP und den Neos ins Spiel.

Wien/Graz. Bis zur Nationalratswahl hatten die Grünen an Wahlabenden lang keinen Grund zum Jubeln, vielleicht wurde es deswegen bei der Wahlparty in einem Grazer Lokal am Sonntagabend besonders laut: Die Partei feierten ihr Ergebnis (laut Prognose inklusive Wahlkarten) von zwölf Prozent. Es ist das erste Mal, dass die Grünen bei einer steirischen Landtagswahl zweistellig werden.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Dass Umweltschutz als Thema eine wichtige Rolle spielt, ist einer davon. Die Partei erhält auch ordentlichen Rückenwind, und der bläst aus der Wiener Richtung. Die Grazer Partei wurde aus dem Bund im Wahlkampf unterstützt. Wobei es für Parteichef Werner Kogler ohnehin ein Heimspiel war: Er ist gebürtiger Steirer.

Für Sandra Krautwaschl war es die erste Wahl als Spitzenkandidatin. Aber der 48-jährigen ausgebildeten Physiotherapeutin wurde attestiert, besonders authentisch das Kernthema der Grünen zu verkörpern: Sie ist Autorin des Buches „Plastikfreie Zone“ und lebt selbst weitgehend plastikfrei. Als Ziel hatte sie sich und ihrer Partei ein Ergebnis von mindestens zehn Prozent angegeben. Dass die Grünen am Wahlabend aber auf jeden Fall ein Plus verzeichnen werden, war zu erwarten.

Im Jahr 2015 hatte die Partei noch 6,7 Prozent erreicht, das war schon damals die höchste Zustimmung der Grünen in der Steiermark. Zuvor pendelten sie zwischen vier- und fünfeinhalb Prozent. Mit Ausnahme der Wahl 1991 konnten sie sich aber immer im Landtag halten – vor allem dank ihrer Hochburg Graz, wo sie regelmäßig das nötige Grundmandat holten.

Mit den Stimmen wächst nun auch das Selbstbewusstsein der Grünen. Generalsekretär Thimo Fiesel meinte am Sonntag, ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer habe nun zwei Optionen. Die eine wäre, „den Weg in die Zukunft“ zu gehen. Und zwar mit einer Koalition mit Grünen und Neos. Oder, das wäre die andere Option, „den Weg in die Vergangenheit“ zu gehen – mit einer Koalition mit der SPÖ oder einer mit der FPÖ.

Die von den Grünen verfolgten „Themen der Zukunft“ scheinen laut Fiesel zu greifen, der Weg auf Bundesebene mit den Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP sei bestätigt. Man werde weiter ernsthaft verhandeln und schauen, was sich inhaltlich ausgehe. Das Ergebnis in der Steiermark sei „ein klares Signal“, dass der Weg richtig sei.

„Werden erst einmal gewaltig feiern“

Krautwaschl war hingegen noch etwas vorsichtiger. Auf die Frage, ob sie nun eine Koalition anpeile, sagte sie im ORF: „Heute ist nicht der Tag für solche Spekulationen. Wir werden erst einmal gewaltig feiern.“ Aber: Der Wählerzuspruch sei ein „eindeutiges Zeichen für Veränderung in der Steiermark“. Am Montag wolle sie sich in den Gremien aber mit ihren Parteikollegen beraten. Eines erwarte allerdings auch Krautwaschl von Schützenhöfer: „Dass er mit den Gewinnern dieser Wahl Kontakt aufnimmt.“   (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2019)

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