Wikileaks-Gründer

Ärzte sehen Leben von Wikileaks-Gründer Assange in Gefahr

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Assange benötige dringend physische und psychologische Hilfe, sind sich die mehr als 60 Ärzte einig, die sich in einem offenen Brief an die britische Innenministerin Priti Patel wandten: „Die medizinische Lage ist dringend“.

Mehr als 60 Ärzte haben britischen Medienberichten zufolge dringend eine medizinische Behandlung von WikiLeaks-Gründer Julian Assange gefordert. Der 48-Jährige, der derzeit in Großbritannien im Gefängnis sitzt, müsse eilig ins Krankenhaus, sonst könne er in Haft sterben, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Brief an die britische Innenministerin Priti Patel.

Die Ärzte sorgen sich sowohl um die körperliche als auch die psychische Verfassung Assanges. Im Gefängnis habe sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechtert. "Sollte die dringende Untersuchung und Behandlung nicht erfolgen, haben wir, auf Grundlage der derzeit verfügbaren Erkenntnisse, die dringende Sorge, dass Herr Assange im Gefängnis sterben könnte", zitieren britische Medien aus dem Brief, den laut "Guardian" unter anderem Ärzte aus Großbritannien, Australien, Deutschland und Schweden unterzeichnet haben.

"Wir dürfen keine Zeit verlieren", heißt es in dem Brief. Die medizinische Lage sei dringend. Assange solle vom Hochsicherheitsgefängnis südöstlich von London in ein "gut ausgestattetes" Krankenhaus verlegt und von Experten behandelt werden. Die Ärzte äußerten zudem Zweifel daran, dass der 48-Jährige fit genug sei für die anstehenden Anhörungen zu der von den USA beantragten Auslieferung.

Die Ärzte stützen ihre Bewertung demnach auf Augenzeugenberichte über einen Auftritt Assanges im Oktober vor einem Londoner Gericht sowie auf einen Bericht des UNO-Sonderberichterstatters für Folter, Nils Melzer. Dieser hatte gesagt, Assange zeige typische Anzeichen von "psychologischer Folter". Dass Assange kontinuierlich "Willkür und Missbrauch" ausgesetzt sei, könnte "bald sein Leben kosten", teilte Melzer mit.

Unfokussiert und gebrechlich

Bei der Anhörung im Oktober - seinem ersten öffentlichen Auftritt seit sechs Monaten - hatte Assange laut Augenzeugen gebrechlich gewirkt. Er schien demnach Schwierigkeiten zu haben, sich an sein Geburtsdatum zu erinnern. Am Ende des Gerichtstermins sagte er Bezirksrichterin Vanessa Baraitser, er habe nicht verstanden, was vor Gericht geschehen sei. Der 48-Jährige klagte zudem über die Bedingungen, unter denen er im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh festgehalten wird.

Seit April sitzt Assange in Belmarsh, nachdem ihm das Asyl in der ecuadorianischen Botschaft entzogen worden war. Er hatte sich dort sieben Jahre lang verschanzt, um einer Auslieferung an Schweden zu entgehen. Dort wurde wegen Vergewaltigung gegen ihn ermittelt. Die schwedische Staatsanwaltschaft hat inzwischen die Ermittlungen eingestellt.

In den USA ist der WikiLeaks-Gründer wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz angeklagt. Am 25. Februar beginnt die Verhandlung zu einem Auslieferungsantrag der US-Justiz. Diese wirft Assange vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft.

(APA/DPA/AFP)

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