Ex-Kollegen belasten Jerome Kerviel vor Gericht

Jerome Kerviel , Olivier Metzner
Jerome Kerviel , Olivier Metzner(c) AP (Jacques Brinon)
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Ehemalige Kollegen des "Skandalhändlers" distanzieren sich von Kerviel: Sie hätten von seinen Geschäften nichts gemerkt. Kerviels Verteidiger wies darauf hin, dass sein Mandant keine technischen Limits hatte.

Frühere Kollegen von Jerome Kerviel haben sich vor Gericht gegen den Skandalhändler gestellt, der sich seit Dienstag wegen eines Schadens von 4,9 Mrd. Euro verantworten muss. Ein 31-jähriger Händler der französischen Großbank Societe Generale sagte am Donnerstag vor dem Pariser Gericht, er habe nichts von Kerviels Spekulationen und Scheingeschäften mitbekommen. "Ich kann mir sein Handeln nicht erklären, ich bin enttäuscht von ihm", sagte Salim Menouchi, der als einziger von vier geladenen Zeugen zu der Anhörung erschienen war. Kerviel zeigte sich "sehr überrascht" davon, dass sein ehemaliger Kollege nichts gemerkt habe. "In einem Handelsraum sieht man alles und hört man alles", hatte der 33-jährige Angeklagte tags zuvor wiederholt.

Alle Limits deaktiviert

Kerviels Verteidiger, der Pariser Staranwalt Olivier Metzner, zeigte auf einem Dokument, dass es bei der Bank keine technische Schranke für zu hohe Spekulationsgeschäfte gegeben habe: "Alle Limits waren deaktiviert." Eine Managerin der Societe Generale, die als Nebenklägerin auftritt, musste daraufhin zugeben, dass sie "nicht deaktiviert" gewesen seien - denn es habe "damals keine zahlenmäßigen Limits gegeben". Derartige Schranken seien erst "nach der Entdeckung des 'Betrugs'" eingeführt worden.

"Wahnsinnige Summen"

Ein anderer Kollege hatte am Mittwoch ausgesagt, dass Scheingeschäfte zur Deckung bestimmter Spekulationsgeschäfte durchaus "üblich" seien, dass Kerviel aber "völlig wahnsinnige" Summen aufs Spiel gesetzt habe.

Kerviel steht seit Dienstag wegen Vertrauensbruchs, Fälschung und unberechtigten Eindringens in das Computersystem der Societe Generale vor Gericht. Die französische Großbank macht den früheren Händler für den Milliardenverlust verantwortlich, der im Jänner 2008 durch seine waghalsigen Spekulationsgeschäfte entstanden war. Das Verfahren dauert bis zum 25. Juni; Kerviel drohen fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 375.000 Euro.

(APA)

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