Die FPÖ versucht die Niederlage als ihr zweitbestes Ergebnis in der Steiermark zu verkaufen. 2024 will Kunasek auf dem Landeshauptmannsessel Platz nehmen.
„Ein Hoch auf uns (uns), auf dieses Leben, auf den Moment, der immer bleibt“, tönte es durch die Lautsprecher in der Thalia-Bar in der Grazer Innenstadt. Die Musikauswahl auf der freiheitlichen Wahlfeier passte nicht ganz zu der großen Niederlage. Denn den Moment, in dem man mehr als neun Prozentpunkte verlor und weit am ohnehin schon bescheidenen Wahlziel vorbeischlitterte, hätten die steirischen Blauen wohl lieber schnell hinter sich gelassen.
Erst am späten Wahlabend stieß Spitzenkandidat Mario Kunasek zu seinen Parteifreunden. Er kam mit einem Überraschungsgast. Trotz Wahlniederlage ließ sich Bundesparteiobmann Norbert Hofer blicken. Sie wurden mit „Mario, Mario“-Sprechchören begrüßt. „Das war jetzt dringend notwendig“, dankte Kunasek von der Bühne aus seinen Parteikollegen. Es sei eine „beinharte Wahlauseinandersetzung“ gewesen. Man sei mit den eigenen Themen nicht durchgekommen und die Medien hätten es einem schwer gemacht. Trotzdem habe man „das zweitbeste Ergebnis bei Landtagswahlen“ in der Steiermark eingefahren. Tatsächlich ist die Wahl 2015, bei der die FPÖ 26,76 erreichte, ein Ausreißer nach oben gewesen.
Und so versucht die Parteispitze die Funktionäre zu beruhigen. „Wir liegen nicht am Boden“, sagte Kunasek und blickte bereits weit in die Zukunft. „2024 werden die Karten neu gemischt“, sagte der Ex-Verteidigungsminister. „Dann werden wir einen freiheitlichen Landeshauptmann haben.“
Kopfschütteln über Strache
Ähnlich beschwichtigend klangen die Worte des Bundesparteichefs. Die FPÖ sei „nicht kleinzukriegen“. Sollte im Bund tatsächlich eine türkis-grüne Koalition regieren, dann werde das „auch etwas bewirken“, sagte Hofer und schielte damit auf Zugewinne für die Freiheitlichen. In Richtung Kunasek sagte er: „Du wirst dir sehr leicht tun, wieder ein Rekordergebnis einzufahren.“ Die FPÖ werde sich nun erneuern - „nicht inhaltlich, aber im Auftritt“.
Dass der Bundesparteichef in der Stunde der Niederlage nach Graz kam, sei „ein Zeichen von Größe“, wie Kunasek sagte. Er versprach Hofer: „Du stehst zu uns, wir stehen zu dir“. Gemeinsam werde man die Partei wieder „auf Vordermann bringen“. Das Comebackangebot von Heinz-Christian Strache, das dieser ausgerechnet in der Nacht vor der steirischen Landtagswahl machte, wurde in der Thalia-Bar eher belächelt. Als Straches Posting auf der Leinwand zu sehen war, sah man im Publikum nur Kopfschütteln und ungläubiges Gelächter. Diese Moment ist für die blauen Funktionäre in der grünen Mark definitiv vorbei.