Naturkatastrophe

Mindestens 20 Tote: Erdbeben in Albanien ließ Gebäude einstürzen

Mehrere Gebäude stürzten durch die Erschütterungen ein - hier ein Bild aus Thumane.
Mehrere Gebäude stürzten durch die Erschütterungen ein - hier ein Bild aus Thumane.APA/AFP/GENT SHKULLAKU
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Das Beben in den frühen Morgenstunden mit einer Stärke von 6,3 zerstörte viele Häuser in der Küstenstadt Durres, aber auch in der Hauptstadt Tirana. Hunderte Menschen wurden verletzt.

Ein schweres Erdbeben hat am Dienstag den Westen Albaniens erschüttert. In Tirana, der Hafenstadt Durres und einigen Landgemeinden stürzten Häuser ein, liefen die Menschen in Panik auf die Straße. Mindestens 20 Menschen kamen ums Leben, bestätigte das Verteidigungsministerium. Regierungsstellen sprachen von mindestens 600 Verletzten.

Zahllose Menschen wurden am Dienstag noch unter den Trümmern vermutet. Es war das schwerste Erdbeben seit Jahrzehnten in dem kleinen Balkanland. Die Erschütterung war weithin in der Region zu spüren, so etwa in Nordwestgriechenland, Südserbien und in Teilen Süditaliens.

Die Polizei stellte 1900 Personen ab, um die Suche nach Verschütteten voranzutreiben. Die Europäische Union (EU) aktivierte ihren Katastrophenschutzmechanismus. Such- und Rettungsmannschaften aus Italien, Griechenland und Ungarn seien bereits auf dem Weg, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit.

Das Institut für Geowissenschaften in Tirana und das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam gaben die Stärke des Bebens mit 6,3 an, die US-Erdbebenwarte (USGS) mit 6,4. Das Epizentrum lag nach albanischen Angaben zehn Kilometer nördlich von Durres und 30 Kilometer westlich von Tirana. Das Zentrum wurde in zehn Kilometer Tiefe im Adriatischen Meer lokalisiert.

Beben in den frühen Morgenstunden

Die Katastrophe ereignete sich zu nachtschlafender Zeit gegen 4.00 Uhr früh. "Mich riss es aus dem Schlaf, ich wusste nicht, wie mir war, ich spürte, dass sich mein Bett bewegte", schilderte ein Bewohner der Hauptstadt Tirana sein Erlebnis. "Dann bemerkte ich, dass alles wackelte, dass die Wände knarrten", sagte der Mann am Dienstagvormittag der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Mehrere Nachbeben folgten, darunter ein heftigeres um 7.00 Uhr früh mit der Stärke 5,5.

Der albanische Ministerpräsident Edi Rama reiste in die am schwersten betroffene Küstenstadt Durres, um sich ein Bild von der Lage zu machen. "Alle Staatsorgane wurden vom ersten Augenblick an mobilisiert, um jedes Menschenleben zu retten", erklärte er. Für Mittwoch sagte Rama einen Besuch in Berlin bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ab.

Das österreichische Außenministerium warnte vor möglichen Nachbeben. Österreichern in Albanien wird empfohlen, entsprechende Vorsicht an den Tag zu legen, den Behördenanweisungen zu folgen und sich via Medien informiert zu halten. Mitarbeiter von Rotes Kreuz, Caritas und Samariterbund sind in Albanien im Hilfseinsatz, beide Organisationen riefen via Aussendung am Dienstag zu Spenden auf. "Wir sind über unser internationales Netzwerk mit den Kollegen in Albanien in Kontakt und haben bereits unsere Hilfe angeboten", sagte Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. "Wir können Hilfsgüter liefern und - wenn notwendig - sauberes Trinkwasser produzieren und die Hilfe des albanischen Roten Kreuzes finanziell unterstützen." Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird erst in den kommenden Stunden und Tagen klar werden. Dann wird sich zeigen, welche Hilfe aus Österreich angefordert wird.

Hoffnung auf Überlebende unter den Trümmern

Von Anwohnern gepostete Videos im Internet zeigten eingestürzte Gebäude in Durres. Auf anderen Bildern waren zu Boden gefallene Trümmer und Risse und Löcher in Hauswänden zu sehen. Menschen seien schreiend auf die Straßen gelaufen, hieß es. Ein Mann sei aus Panik vom Balkon seines Hauses gesprungen und dabei ums Leben gekommen.

Stunden nach dem verheerenden Beben liefen die Bemühungen der Rettungsmannschaften auf Hochtouren. Die Helfer setzten Bagger ein, um die Trümmer der kollabierten Gebäude Schicht für Schicht abzutragen. Ein Katastrophenschutzteam der EU soll den albanischen Behörden bei der Koordinierung der Hilfen zur Seite stehen. Zur Beurteilung der Schäden können die Einsatzkräfte zudem Satellitenbilder des europäischen Copernicus-Dienstes nutzen. Viele Länder, darunter Deutschland, Griechenland, Italien, Serbien und Montenegro, entsandten eigene Spezialkräfte nach Albanien.

Ein weiteres Erdbeben der Stärke 5,4 erschütterte schließlich am Dienstag um 10.20 Uhr das etwas weiter entfernt gelegene Balkanland Bosnien-Herzegowina. Sein Epizentrum befand sich 80 Kilometer südlich von Sarajevo, teilte die US-Erdbebenwarte mit. Damit lag es etwa 250 Kilometer entfernt vom Epizentrum des albanischen Bebens. Über Schäden wurde zunächst nichts bekannt.

Caritas im Einsatz

Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Albanien sind bereits auf dem Weg in die betroffenen Gebiete. "Aus den Erfahrungen der vergangenen Erdbeben wissen wir, dass die Menschen dringend Unterkünfte sowie die akute Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln benötigen", sagte Lukas Steinwendtner, Leiter der Auslandshilfe der Caritas St. Pölten, und rief dazu auf, die Katastrophenhilfe zu unterstützen. Die Caritas ist seit vielen Jahren mit Sozialprojekten in Albanien aktiv.

Auch das österreichische Rote Kreuz bietet Hilfe an. „Wir sind über unser internationales Netzwerk mit den Kollegen in Albanien in Kontakt und haben bereits unsere Hilfe angeboten“, sagt Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes in einer AUssendung „Wir könnten Hilfsgüter liefern und – wenn notwendig – sauberes Trinkwasser produzieren und die Hilfe des albanischen Roten Kreuzes finanziell unterstützen.“ Das ganze Ausmaß der Katastrophe werde erst in den kommenden Stunden und Tagen klar werden. Dann werde sich zeigen, welche Hilfe aus Österreich angefordert wird.

In Albanien hatte zuletzt im September die Erde gebebt. Bei der Serie schwächerer Erdstöße waren damals mehr als 100 Menschen verletzt und Hunderte Gebäude beschädigt worden. Die Angaben zur Stärke dieser Beben lagen zwischen 4,4 und 5,8. Das Verteidigungsministerium sprach daraufhin vom schwersten Erdbeben in Albanien seit Jahrzehnten.

Der Mittelmeerraum gehört zu den aktivsten Erdbebenregionen Europas. Albanien ist dort eines von vielen Küstenländern und hat knapp drei Millionen Einwohner.

Spendenmöglichkeit

Caritas Österreich
IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004
BIC: OPSKATWW
Kennwort: Erdbeben Albanien

Rotes Kreuz Österreich
IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144
Kennwort: Erdbeben Albanien
participate.roteskreuz.at/albanien/

APA

(APA/dpa)

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